Samstag, Dezember 6, 2025

Pilnacek, Wöginger, Kurz: türkise Kettenreaktion

Demnächst wird es ein Urteil über das Verbot meines Pilnacek-Buchs geben. Der schriftliche Beschluss zur Wöginger Diversion belegt jetzt: Wenn es um ranghohe Mitglieder der ÖVP-Familie geht, stehen Gerichte immer öfter auf einer Seite.

Natürlich hätte ich mir das nicht ausdenken können: Die Gemeindeärztin erzählt, wie der Tote am Uferweg vor ihr lag. Sein tiefblauer Kopf fiel ihr als Erstes auf. Der Sektionschef, der im seichten, stillen Wasser am Rücken trieb, sein Gesicht nach oben gewandt und der Kopf eben dunkelblau.

Die Ärztin konnte Fremdverschulden nicht ausschließen. Da ging es los. Zwei männliche Polizisten setzten sie unter Druck. Die Einsatzleiterin versuchte, der Staatsanwältin in Krems klarzumachen, dass man keine Obduktion bräuchte. In diesem Moment riss der Ärztin die Geduld. Sie nahm sich das Handy der Einsatzleiterin und musste die Staatsanwältin nicht lange überzeugen.

Die Staatsanwältin verlangte von der Einsatzleiterin einen „Anfallsbericht“ mit allen bekannten Fakten, um eine Obduktion anordnen zu können. Pilnaceks Leiche wurde nicht freigegeben. Damit war klar, dass ermittelt würde, mit Beweismitteln wie Handy, Smartwatch und Laptop. Die Polizei hatte die erste Runde verloren.

Takacs

Das verlässliche Landeskriminalamt übernahm. Der – kriminalpolizeilich nicht ausgebildete und sachlich unzuständige – Bundespolizeidirektor erklärte der Sobotka-Sekretärin, die damals im Haus in Rossatz mit Pilnacek und seiner Gefährtin Karin Wurm lebte, dass Pilnaceks Handy „Angehörigen“ zu übergeben sei.

Genau das geschah kurz darauf im Landeskriminalamt. Dort hatten sich Pilnaceks Tochter und sein Bruder gemeldet. Die Tochter kam auch damals im Erbrecht vor der Ehefrau. Aber da führte schon längst der Direktor des Landeskriminalamts Regie.

Die Witwe in Graz sollte das Handy bekommen. Ein paar Wochen später war das Beweismittel „Handy“ thermisch entsorgt.

„Das wäre ein Amtsmissbrauch gewesen, wenn wir das Handy sichergestellt hätten“, rechtfertigen Polizisten heute ihr seltsames Verhalten. Zwei Monate später wurde Pilnaceks Smartwatch sichergestellt. Irgendwann auf dem langen Weg bis zur WKStA wurden entscheidende Daten der Smartwatch gelöscht.

Auf Urlaub

Heute lautet die Rechtfertigung für alles „Selbstmord“. Doch in den gesamten Ermittlungsakten kommen die Wörter „Selbstmord“ und “Suizid“ kein einziges Mal vor. Drei Gerichtsmediziner kamen zu drei verschiedenen Schlüssen: eher Selbstmord der eine, mit großer Wahrscheinlichkeit kein Selbstmord der zweite, wahrscheinlich ein Tötungsdelikt der dritte.

Noch etwas fällt auf: Der Gerichtsmediziner, den die Staatsanwaltschaft Krems bestellte, war zu diesem Zeitpunkt auf Urlaub. Pilnaceks Leiche hätte ohne Zeitverlust am gerichtsmedizinischen Institut in Wien obduziert werden können. Aber Krems versteifte sich auf den urlaubenden Mediziner. Als Pilnacek eine knappe Woche später obduziert wurde, sah niemand mehr den dunkelblauen Kopf.

Statt den Fall „Pilnacek“ aufzuklären, versuchen jetzt ranghohe Polizisten, mein Buch darüber verbieten zu lassen. Sie stoßen sich vor allem an einem: dass ich sie als Teil einer türkisen Polizeikette bezeichne.

Kameradschaft

Im Prozess hat Polizeichef Takacs bereits zugegeben, dass er nicht nur Bundespolizeidirektor, sondern auch Mitglied der ÖVP ist. Die nächsten Beamten in der Weisungskette tragen eine andere Marke: „Kameradschaft der Exekutive KdE“.

Als Leiter der polizeilichen Pilnacek-Ermittlungen stand Chefinspektor Hannes Fellner am 20. Oktober 2025, dem zweiten Pilnacek-Todestag, als Zeuge vor Gericht. Er berichtete unter Wahrheitspflicht, wie er vor kurzem überrascht festgestellt hatte, dass er mit seinem Beitritt zur KdE automatisch Mitglied des ÖAAB geworden war.

Nach vielen Prozesstagen frage ich mich: Was soll man in Wien und St. Pölten eigentlich verbieten – Bücher, die zu einem Untersuchungsausschuss führen oder Parteibücher der ÖVP bei der Polizei?

Freikaufen

Dass es auch anders geht, zeigte sich in Linz. Da stand nicht ich vor Gericht, sondern der Klubobmann der ÖVP. Blitzartig gab es das Angebot, sich von der Anstiftung zum Amtsmissbrauch freizukaufen. In der Mittagspause des ersten Prozesstages kam es zum Deal.

Seit gestern liegt ZackZack der schriftliche Beschluss der Wöginger-Diversion vor. Er ist ein Dokument einer gesetzwidrigen Entscheidung eines Gerichts, nicht mehr, aber sicherlich auch nicht weniger.

Ich bin schon gespannt, wann die, die den Gerichtsfall „Wöginger“ weiter untersuchen, selbst vor Gericht stehen. Und was dann eingezogen, beschlagnahmt oder verboten wird.

Polizeizensur

Es läuft seit Jahren. In lauter „Einzelfällen“ werden türkise und schwarze Täter geschützt und ihre Aufdecker verfolgt. Von „Kurz“ und „Wöginger“ bis „Scheuba“ und „Pilnacek“ scheint alles in eine Richtung zu gehen.

Die Sicherheit der ÖVP steht immer öfter über der Kontrolle von Regierung und Verwaltung durch unabhängige Medien und unabhängige Abgeordnete.

In den nächsten Tagen kommt die 4. Auflage meines Pilnacek-Buchs aus der Druckerei. Ich habe die Gelegenheit genützt, um einiges zu verbessern und zu aktualisieren. Die zentralen Vorwürfe gegen die Polizisten stehen unverändert drin. Wenige Wochen vor Beginn des Pilnacek-Untersuchungsausschusses habe ich nicht vor, mich einer türkisen Polizeizensur zu beugen.

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