Samstag, Dezember 6, 2025

Unkulturkampf

Krawallblätter wie Julian Reichelts Nius üben sich dieser Tage wieder in Schmutzkampagnen und Diskursverschiebungen. Diesen Versuchen muss man unbedingt standhalten.

“Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich,“ schreibt Leo Tolstoi in der Eröffnung des Romanes Anna Karenina. So ist es auch mit den wohltemperierten Kampagnen des deutschen Schmuddels, die zwar wesentlich unspannender in ihrem literarischen Wert, dafür aber umso gewichtigerer in ihrem Ziel, dem betroffenen Subjekt größtmöglich zu schaden, sind.

Die Kampagnen, gern inszeniert von deutschen Krawall-Blattln, allen voran Nius, und freudig importiert durch innige Zusammenarbeit mit inländischen Möchtegerns, gleichen sich in ihren Abläufen. Hier ist nichts dem Zufall überlassen, hier wird an einem Kulturkampf gewerkt, der sich lohnen soll für jene, die ihr Geld in diese Kanäle gesteckt haben und weiterhin stecken. 

Und wie alles Unglückliche, ja Unglückselige, gleichen sich die Vorgehensweisen und Methoden. Eine Aussage wird aus dem Kontext gerissen. Bewusst fehl interpretiert. Danach übertrieben und mannigfaltig wiederholt, irgendetwas wird ja hoffentlich hängen bleiben. Das war bei Alexandra Förderl-Schmid so. Mit Glück im Unglück hat sie diese Schundlawine überlebt. Es war bei der vielversprechenden Kandidatin Juristin Brosius-Gersdorf so, die sich als mögliche Richterin am Bundesverfassungsgericht zurückzog- nach einer unfassbaren Schmutzkampagne. 

Schmutzkampagne trifft unabhängige Verlage

Und jetzt trifft es unter anderem eine Reihe unabhängiger Verlage, unter anderem den Verbrecherverlag. Nius-Chef Reichelt adressierte in diesem Fall den Kulturstaatsminister Weimer persönlich. Kritikpunkt: der Deutsche Verlagspreis. 2019 ins Leben gerufen, um kleine Verlage zu unterstützen, wird dieser Preis am Mittwoch in Frankfurt auf der Buchmesse verliehen. Anzunehmen, dass Julian Reichelt auf Medienerregung vor der Frankfurter Buchmesse zielt. Hauptsache: Krawall. Hauptsache Diskursverschiebung. Der angepeilte Effekt: Das Verlassen der Mitte. Das, was als demokratischer Konsens aufgebaut wurde, soll vernichtet werden. Diesen Versuchen muss man unbedingt standhalten.

Die Zivilgesellschaft, ja alle, die sich für Demokratie einsetzen, alle, die den Weg ins Rechtspopulistische, auch Rechtsextreme nicht einschlagen wollen, sollten spätestens jetzt gewarnt sein. Ebenso gewarnt sollten spätestens jetzt alle Politikerinnen und Politiker sein, denen Demokratie etwas sagt und bedeutet. Man setzt sich nicht ins Studio eines solchen Krawallblattes. Damit verschiebt man einerseits den Diskurs mit eigenen Händen gleich mit. Und man legitimiert die Krawallenden.

Autor

  • Julya Rabinowich

    Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.

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