Seit wenigen Tagen kann man sich auf Elon Musks Plattform X die Standorte von Accounts anzeigen lassen, die Genauigkeit ist umstritten. Bei den Profilen von SPÖ und Grünen wird als Standort Deutschland angezeigt, beim FPÖ-Generalsekretär Kroatien.
Die Plattform X sorgt mit einer neuen Funktion für Aufregung, die seit dem Wochenende ausgerollt wird. Auf den meisten Profilen kann man sich mit der Option “Über diesen Account” nun auch den mutmaßlichen Standort des jeweiligen Profils anzeigen lassen.
Seitdem gehen in vielen internationalen Medien die Wogen hoch, weil beispielsweise reichweitenstarke Trump-Fan-Accounts in Südasien verortet wurden, andere MAGA-Profile führen wiederum nach Osteuropa.
Wie sieht das bei politischen Accounts aus Österreich aus?
SPÖ in Deutschland, Hafenecker in Kroatien
Eine Rundschau bei den Profilen heimischer Spitzenpolitiker zeigt, dass als Standort klar Österreich überwiegt – sowohl etwa bei Bundeskanzler Christian Stocker, Vizekanzler Andreas Babler oder Außenministerin Beate Meinl-Reisinger.
Interessantes findet sich allerdings bei den Parteiaccounts. Hier fällt etwa auf, dass bei den Profilen von SPÖ oder Grünen als Standort “Deutschland” angezeigt wird. Allerdings haben die mit Deutschland angezeigten Profile auch einen Zusatz: “Land oder Region sind möglicherweise nicht korrekt.”


X geht vielmehr davon aus, dass diese Seiten ein sogenanntes „VPN“ nutzen – also durch eine sichere, verschlüsselte Verbindung zum Internet betrieben werden und deren IP-Adressen verschleiert sind, um Online-Aktivitäten zu schützen.
Gleiches gilt übrigens auch für Wiens Bürgermeister Michael Ludwig oder Oppositionspolitikerin Alma Zadić, bei denen dieselben Hinweise erscheinen und als Standort Deutschland angezeigt wird.

Bei den großen FPÖ-Accounts von Herbert Kickl oder der FPÖ selbst wird ebenfalls angenommen, dass VPN verwendet wird. Bei ihnen wird Österreich als Standort angezeigt.

Bemerkenswert ist auch ein Standorthinweis zu FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker – bei ihm wird “Kroatien” als Account-Standort ausgewiesen.

Angaben mit Vorsicht zu genießen
Die Angaben sind – wie die Plattform X seit Musks Übernahme an sich – allerdings mit Vorsicht zu genießen. X-Produktchef Nikita Bier wies zuletzt selbst auf mögliche Ungenauigkeiten hin, etwa durch Reisebewegungen oder VPN-Nutzung. Ein künftiges Update soll angeblich eine „Genauigkeit von 99 Prozent“ bringen. Fact-Checking-Plattformen wie BBC Verify betonen ebenfalls, dass die bereitgestellten Standortinformationen nicht unabhängig bestätigt werden können.
Einigermaßen amüsant ist in diesem Zusammenhang auch ein Beitrag von „Statement.at“, der Plattform des früheren Exxpress-Chefredakteurs Richard Schmitt. „Das bringt sicher noch zusätzliche Sympathiewerte: Dauernd über die Rettung von Medienjobs schwadronieren, aber den X-Account in D betreuen lassen?“, kritisiert Schmitt auf X die SPÖ wegen der Standortanzeige.
Gleichzeitig verwundert der Standort von Schmitts eigenem Medium: Der dazugehörige X-Account mit 124 Followern wird demnach von Spanien aus betrieben – vorausgesetzt eben, man glaubt den Angaben.


Titelbild: Von The White House – https://www.flickr.com/photos/202101414@N05/54563239920/, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=166640080
