Teils unter Tränen standen am Dienstag eine Mindestrentnerin, eine Invaliditätspensionistin und eine Krebspatientin vor Gericht, weil sie jeweils von HC Strache geklagt wurden. Ihr Vergehen: Sie teilten einen öffentlichen Artikel von oe24. Nächste Woche ist die nächste Pensionistin dran.
Mitte September berichtete ZackZack über die Klagen von Heinz-Christian Strache gegen Mindestpensionisten, nun landen die Fälle nach und nach vor Gericht.
Hintergrund ist ein Medienprozess Straches gegen oe24, weil das Boulevardmedium 2022 Artikel zur Scheidung des langjährigen FPÖ-Chefs veröffentlichte und sich dieser der üblen Nachrede ausgesetzt sah.
Strache genügte es aber nicht, nur das Medium zu verklagen, er geht auch gegen alle Personen vor, die den Artikel teilten. Betroffen sind nun offenbar vor allem Mindestpensionisten und anders prekär lebende Menschen.
“Er wird hoffentlich glücklich mit meinem Geld …“
Wie die Krone berichtete, fand am Dienstag in Graz ein Prozess statt, bei denen nacheinander eine Mindestrentnerin, eine Invaliditätspensionistin und eine weitere Pensionistin, die von mehreren Krebsarten geplagt ist, vor dem Richter Platz nehmen mussten.
„Ich kann das nicht bezahlen. Die monatlichen Kosten sind zu hoch“, klagte die von Epilepsie betroffene, 45-jährige Invaliditätspensionistin laut der Tageszeitung unter Tränen. Und: „Ich habe nichts gegen Herrn Strache, ich würde mich auch persönlich bei ihm entschuldigen, wenn er da wäre.” Sie einigte sich auf einen Vergleich von insgesamt 3800 Euro, die in Raten zu zahlen sind. „Teilen und Liken kann teuer werden“, so der Richter. Eine 65-Jährige, die 2200 auf Ratenzahlung aufgebrummt bekam, sagte laut Krone in Richtung Strache-Anwalt: „Sagen Sie ihm Danke von mir. Er wird hoffentlich glücklich mit meinem Geld …“
Strache: “Erwachsene müssen Verantwortung übernehmen”
Von oe24 bekam Strache, der die FPÖ bis Ibiza dreizehn Jahre lang anführte, bereits gerichtlich 140.000 Euro zugesprochen, das Medium ging allerdings in Berufung, das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Auf Facebook verteidigt der Ex-Politiker seine Klagswelle: “Rund 40 Personen, die diese mediale Hetze in den modernen Kommunikationsebenen weiterverbreitet und teils mit hämischen Kommentaren garniert haben, wurden aufgefordert, die Inhalte zu löschen und eine außergerichtliche Lösung zu suchen. Wer dazu nicht bereit war, wurde geklagt. Heute liegen dazu klare – letztinstanzliche – Gerichtsurteile vor. Denn: Der Rechtsstaat gilt für alle. Jeder Erwachsene muss Verantwortung für sein Handeln übernehmen.”

Weitere Pensionisten müssen vor Gericht
Mit den Prozessen von Graz endet die Klagswelle nicht. Gegenüber oe24 empörte sich etwa ein 77-jähriger Rentner, der ebenfalls verklagt wurde. Erst im Frühjahr prozessierte Strache gegen eine 73-jährige Wiener Mindestpensionistin, sie musste dem Ex-Politiker auch eine Entschädigung für den geteilten Artikel zahlen.
Und bereits kommende Woche zieht Strache gegen Frau F., eine 67-jährige burgenländische Mindestpensionistin vor Gericht. Die Verhandlung findet am Montag in Eisenstadt statt, Streitwert 11.000 Euro. “Es ist ja offensichtlich das immer mehr Personen, hauptsächlich Pensionisten, mittlerweile zur Kassa gebeten werden! Und keiner tut was?”, zeigt sich ihre Tochter gegenüber ZackZack verärgert.
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