Samstag, Dezember 6, 2025

Inkompetente Information kompetent interpretiert

Die Medienkompetenz zu fördern ist wichtig. Wenn aber der Konsument geschult werden soll, darf man schon auch fragen: Und was ist mit dem Produzenten?

In den letzten Tagen lese ich immer wieder von Initiativen, die Medienkompetenz schulen sollen. Es gibt entsprechende Offensiven und Initiativen. Das ist positiv. Aber auch nicht so ganz neu. Denn das Beurteilen von Quellen ist wohl immer schon Unterrichtsgegenstand gewesen. So zumindest hoffe ich.

Es sind all diese Initiativen zu begrüßen und es ist auch ganz richtig öffentliche Gelder dafür auszugeben. Wenn aber der Konsument geschult werden soll, darf man schon auch fragen: Und was ist mit dem Produzenten? Wie schulen wir die Produzenten von Fake-News und vor allem worin? Was nützt es uns, wenn in Zukunft hundert Prozent inkompetent erstellte Information von hundert Prozent kompetenten Leserinnen und Lesern rezipiert wird?

KI und MU

Es wäre in diesem Zuge auch nützlich, Desinformation nicht weiter staatlich zu fördern. Denn das ist widersinnig. Es ist gerade so, als würde der Staat nicht nur die Kriminalitätsbekämpfung ausbauen, sondern gleichzeitig das Entstehen neuer Kriminalität fördern.

In den vergangenen Wochen sind wieder viele Falschmeldungen und absichtlich irreführende Meldungen über Zuwanderung erschienen. So etwa lautete die Schlagzeile der Kronen Zeitung am 29. September: “Kein Heimaturlaub mehr für Asylwerber”. Diese Meldung ist bestimmt nicht von einer KI erstellt, sondern von einer MU (menschlichen Unintelligenz). Oder ist es doch eine menschliche Intelligenz, die uns manipulieren will?

Die Schlagzeile der Krone ist zunächst einmal eine Falschmeldung, zu 100% Fake News. Würde ein anständiges Medium eine solche Falschmeldung lancieren, würde es seinen Anstand dadurch beweisen, dass es an gleicher Stelle eine Richtigstellung veröffentlichen würde. Das ist im Fall der Krone nicht geschehen. Die Mutmaßungen, warum derartige Falschmeldungen als Schlagzeile erscheinen und was sich ein Medium davon erwartet, möchte ich einmal hintanstellen.

Steuergeld für Falschinformation

Feststellen will ich hingegen, dass es sich bei dieser Schlagzeile, misst man ihren Informationswert, um wertlosen Dreck handelt. Allerdings um staatlichen geförderten Dreck. Will heißen: Sie und ich bezahlen für solche Falschmeldungen mit unseren Steuergeldern. Die Krone bekommt Steuergelder für Qualitätsjournalismus und hat mit dieser Schlagzeile wieder eindeutig bewiesen, dass sie diese nicht verdient hat.

Nun können wir so viel Medienkompetenz lehren und lernen wie wir wollen, wenn wir zugleich die Quellen, aus denen billigste Propaganda und Hetze fließt, immer weiter anschwellen lassen. Gerade sparen wir uns in Österreich den Arsch ab, um das finanzielle Desaster, das die Regierungen Kurz I, Kurz II und Nehammer hinterlassen haben, einigermaßen in den Griff zu kriegen. Die Teuerung, die im Energiesektor auf unglaublich Werte hochschnellt, bedroht große Teile der Bevölkerung. Ist es da notwendig, Steuergelder für Falschinformation und Hetze auszugeben?

Die tägliche Zuwanderungsgehirnwäsche

Aus dem Enttarnen von Falschmeldungen und irreführender Informationen muss man auch die richtigen Schlüsse ziehen. Es ist das Eine, einzelne Informationen zu untersuchen und zu hinterfragen. In weiterer Folge muss man aber auch die Gründe untersuchen, warum die Falschinformation in die Welt gesetzt wird, von wem und in welcher Absicht.

Und hier müssen wir ganz deutlich Apparate erkennen, deren Finanzierung und deren politischer Hintergrund genauso enttarnt werden müssen, wie ihre Falschmeldungen. Hier werden wir bald unschwer erkennen, dass ein großer Prozentsatz der Nachrichten, Berichte und sogenannter Statistiken zur Zuwanderung besonders seit dem Jahr 2015 Manipulation und Propaganda waren und sind. Es ist eine Welle der Gehirnwäsche in den westlichen Demokratien, wie sie noch selten so massiv betrieben wurde. Und wie man sieht: die tägliche Zuwanderungsgehirnwäsche geht weiter.

Eine moralische Schlussfolgerung

Daher reicht es nicht aus, falsche Information oder manipulative Information zu enttarnen. Wir müssen daraus für unseren Medienkonsum auch ein Handeln ableiten. Es gibt nämlich, wenn es uns um die Wahrheit geht, auch eine moralische Schlussfolgerung. Und diese Moral ist die Notwendigkeit gesellschaftlicher Regulierung von Medien. Die Verflechtung von Politik und Medien ist Gift für unsere Gesellschaft.

Dieser Tage lese ich auch, dass Gerald Fleischmann, früherer Mastermind von Sebastian Kurz, dann Kommunikationschef der ÖVP, jetzt in die „Privatwirtschaft“ wechselt. Schon im zweiten Satz heißt es dann, er werde in Zukunft als wichtigsten Kunden Bundeskanzler Stocker beraten, aber auch private Unternehmen wie Krone-TV.

Die „Privatwirtschaft“

Die Amoral dieser Konstruktion ist augenscheinlich. Es besteht ein Interessenkonflikt, den Fleischmann selbst, würde er moralisch handeln, nicht zulassen würde. Und das Zulassen einer Situation, in der ein Medium, das behauptet, objektiv über Politik zu berichten, dieselben Berater hat wie Politiker, über die es berichtet, heißt: Korruption. Zur Verwendung des Wortes „Privatwirtschaft“ ist hier noch anzumerken, dass sowohl Krone-TV staatliche Förderungen bekommt als auch die Beratung des Bundeskanzlers selbstverständlich öffentliche Sache ist. Von privat kann also gar nicht die Rede sein. Wir, die Steuerzahlenden, bezahlen Gerald Fleischmann in beiden Fällen. Wenn wir unsere Medienkompetenz schulen wollen, können wir an diesen Verflechtungen nicht vorbeigehen.

Die öffentliche Hand könnte viel für Qualitätsjournalismus und hochwertige Medien tun, wenn sie die Breite von Information fördern würde. Stattdessen kommt es zu einer immer größeren Ballung von Macht und Kapital in den Händen weniger. Die jährlich mit Millionenbeträgen geförderten Medien verdrängen Qualität. Medienprojekte von Milliardären, die wüsteste Falschmeldungen und politische Propaganda betreiben werden gefördert, während viele kleine Medien leer ausgehen.

Das Boulevardunwesen

Das Boulevardunwesen in Österreich ist längst nicht mehr nur ein Schrecken für jene, die wahrhaftige und sorgfältig recherchierte Information wollen. Es ist ein Schrecken der Politik geworden, der Regierungen vor sich hertreibt. Das weiß in Österreich jede und jeder.

Wenn wir also Medienkompetenz schulen wollen, beginnen wir doch einmal damit, die Fake-News-Schleudern, die schon mit ihrer täglichen Schlagzeile manipulieren und nicht über Politik berichten, sondern sie selbst machen, auszusortieren. Denn wenn es in Österreich so weiter geht, wird es vielleicht in Kürze viele junge Menschen geben, die in Medienkompetenz geschult sein werden, die aber keine wahrhaftig berichtenden Medien mehr vorfinden werden.

Autor

  • Daniel Wisser

    Daniel Wisser ist preisgekrönter Autor von Romanen und Kurzgeschichten. Scharf und genau beschreibt er, wie ein Land das Gleichgewicht verliert.

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