Freitag, Dezember 19, 2025

Volksanwalt konfrontiert Innenminister: „Aufklärung im Fall Pilnacek aktiv verhindert“

In einer Pressekonferenz zum Prüfungsverfahren der Ermittlungen in der „Causa Pilnacek“ verortete Volksanwalt Christoph Luisser Fehler bei der Zeugeneinvernahme. Der Baggerfahrer, der den Leichnam fand, wurde nie einvernommen.

Innenminister Gerhard Karner hat den Zwischenbericht der Volksanwaltschaft zur amtswegigen Prüfung der Pilnacek-Ermittlungen mittlerweile am Schreibtisch liegen. Volksanwalt Christoph Luisser, ehemaliger FPÖ-Landesrat in Niederösterreich, kritisiert darin die Ermittlungen der niederösterreichischen Kriminalpolizei im Fall Pilnacek in mehreren Punkten.

Zuletzt beklagte sich der freiheitliche Volksanwalt darüber, für seine Überprüfung kaum Akten aus dem Innen- und Justizministerium bekommen zu haben. Jetzt geht er in die Offensive und beanstandete die Ermittlungen in entscheidenden Punkten.

Zeugen nicht befragt

Luisser verortete grobe Versäumnisse bei der Einvernahme von Zeugen. So wurde etwa der Baggerfahrer, der am 20. Oktober 2023 um 7:51 Pilnaceks Leichnam in einem Altarm der Donau gefunden und gemeldet hatte, nicht zu seinen sonstigen Wahrnehmungen einvernommen. Dabei war der Baggerfahrer bereits seit 06:00 in der Früh am Tat- oder Unfallort im Einsatz.

Der ehemalige Justiz-Sektionschef war mit großer Wahrscheinlichkeit erst in den frühen Morgenstunden verstorben. Luisser sagte dazu auf der Pressekonferenz: „Es gibt also Hinweise, dass der Sektionschef erst kürzlich gestorben war und obwohl Zeugen vor Ort waren, wurden die Zeugen nicht einvernommen.“

Lückenhafte Spurensicherung

Die Umgebung des Auffindungsortes der Leiche wurde Luisser zufolge nicht ordentlich untersucht. Insbesondere auf organische Spuren, wie zum Beispiel Rückstände von Blut hätte man in der Spurensicherung höheren Wert legen sollen: „Der Leichnam von Pilnacek weist beträchtliche Verletzungen auf. Es tritt Blut aus. Dennoch wurde nicht technisch oder mit chemischen Mitteln der Versuch unternommen, die Umgebung auf Spuren abzusuchen. Ich beanstande diese Unterlassung.“

Insgesamt seien laut Luisser nur “Alibi-Ermittlungen” geführt worden. Entscheidende Fragen bleiben deshalb nach wie vor offen.

Fragen an Innenminister

Akten aus dem Innen- und Justizministerium habe die Volksanwaltschaft für ihre amtswegigen Prüfung des Falles Pilnacek nur sehr spärlich geleifert bekommen. Man habe jedoch einen Lokalaugenschein am Tatort vorgenommen und Akteneinsicht vor Ort genommen.

Innenminister Gerhard Karner habe man zu den Versäumnissen in den Ermittlungen einen Zwischenbericht übermittelt, der einige Fragen an den Minister enthält. Neben der Kritik an der Spurensicherung und der mangelnden Zeugenbefragung möchte Luisser von Karner wissen, warum man ohne objektive Grundlage von Anfang an von Suizid ausging und warum man das Handy von Pilnacek noch am selben Tag an dessen Witwe übergab, die Smartwatch jedoch nicht. „Ich erwarte mir vom Innenminister, dass er seiner Aufgabe nachkommt und seine Arbeit macht“, so der Volksanwalt.


Titelbild: ZackZack

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93 Kommentare

  1. Entschuldigung, ich muss noch etwas nachtragen. Habe gerade den Sonnenaufgang für diesen Tag in Rossatz gegoogelt: 7:25 Uhr. Das macht zwar den Umstand wahrscheinlicher, dass der Baggerfahrer wirklich erst um 7:51 Uhr die Leiche entdeckt, erhebt aber sofort die Frage, warum ein Baggerfahrer der viadonau eineinhalb Stunden vor Tagesanbruch in völliger Dunkelheit zu einem Seitenarm der Donau fährt, wenn er weiss, dass er dort über eine Stunde warten muss, bis er zu arbeiten beginnen kann. Oder hatte er dort andere “Aufgaben” für die Firma zu erledigen ?
    Tipp für den U-Ausschuss: Fragen nach den üblichen Einsatzplänen der Baggerfahrer und v.a.: Wahrnehmungen des Baggerfahrers von 6:00 – 7:51 Uhr am Seitenarm.

  2. Da könnte der VA eine Bombe gezündet haben. Wenn der Baggerfahrer als erster Zeuge des U-Ausschusses bestätigt, schon ab 6:00 Uhr vor Ort gewesen zu sein, ist der Todeszeitpunkt besser eingrenzbar. Einen Suizid/Unfall/Mord ab 6:00 Uhr hätte er ja bei ansonsten menschenleerer Gegend bemerken müssen. D.h. dann aber auch: Er hat rund zwei Stunden lang (von ca. 6:00 – 7:51 Uhr) eine am Rücken treibende Leiche mit tiefblauem Gesicht in diesem engen Seitenarm nicht bemerkt. Das sollte beim U-Ausschuss genau nachgefragt werden.

  3. Am Todestag Pilnaceks konnten nur wenige wissen, ob es Selbstmord war: Pilnaceks selbst, bevor er das Bewusstsein verlor, der eventuelle Auftraggeber des Selbstmordes, die Helfer und – überraschend – Sebastian Kurz (Aussage in FS 2)

    Von wem es die Polizei erfahren hat, wissen wir nicht. Sicher wusste sie es schon beim Eintreffen am Fundort der Leiche, sonst hätte sie Spuren gesichert.

    Nach vorliegen des Obduktionsberichtes verkündete der damalige Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Franz Hütter, „Ein Suizid, wie er klarer nicht sein könnte. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“.

    Aus dem Obduktionsbericht geht das nicht hervor. Woher wusste es die Staatsanwaltschaft Krems?

    Sobotka wusste es auch. (Aussage Anna P.)

      • davon sprach Rohrhofer auch “Ein Selbstmord, wie er klarer nicht sein kann”…”oder ein Unfall”..sagte er aber auch..na was nun? Zwischen Unfall und Selbstmord liegen Welten. Ich als Angehöriger, würde das unbedingt wissen wollen. Wenn es ein Unfall war, wäre vielleicht die Gemeinde verantwortlich, das Gebiet besser zu sichern!
        Was ist, wenn da ein Kind runterrutscht!
        Auf jeden Fall muss Pilnacek sehr mit sich gekämpft haben, seinen Plan zum Selbstmord umzusetzen.🙄

        • Es erscheint, nach allem was man weiß, nahezu als unmöglich, sich selbst in einem relativ flachen Gewässer zu ertränken. Bewußtsein vorausgesetzt. Mit KO Tropfen könnte man natürlich auch in einem 10 cm hohen Wasser ertrinken. Bei Herrn Pilnacek wurde aber anscheinend toxikologisch nichts Sedierendes entdeckt. Eine Wasserleiche, die mit dem Gesicht nach oben treibt ist bei einem Suizid aus naheliegenden Gründen ebenso äußerst unwahrscheinlich. Beide Fakten kombiniert ergeben dann schon eine verdichtete Unwahrscheinlichkeit für die Selbstmordtheorie, die unter der Einbeziehung von weiteren äußerst merkwürdigen Umständen (Verletzungen, untypische männliche Suizidart, Treffen mit anderen Personen(?!), Kaffeekonsum, Einkotung, etc.) zum Selbstmordmärchen wird.
          Mich würde wirklich interessieren, was erfahrene Kriminalisten veranlasst hat, eine Märchenstunde abzuhalten.

          • Ja das Thema “KO Tropfen” wäre noch ein ganz eigenes?
            (Auf alle Fälle hätte man, wenn man genug Blut abegenommen hätte auch diesen Test machen MÜSSEN???)

          • Ich war mehrfach Opfer eines ganz gezielten KO Tropfen Amgriffs, sogar inszeniert bis hinein zur Polizei, dass mir diese den Führerschein abnehmen hätten sollen, obwohl ich fast keinen Alkohol getrunken hatte.
            So weiß ich aber, nach dem mir hier ein Arzt geholfen hatte, dass man, wenn man genug Blut abnimmt, dass mindestens noch 6 Tage nachweisen kann.
            Die Medien aber verlauten und die Öffentlichkeit glaubt es, dass das nur einen Tag nachweisbar wäre (ja im Urin, aber nicht im Blut) – Mir hatte man damals in der Gerichtsmedzin auch noch vorsätzlich zu wenig Blut abgenommen, aber immerhin gelang damit der Nachweis, dass ich keinen Alkohol getrunken hatte.
            Die BH musste nach diesem Nachweis den Führerscheinabnahmevorgang wieder stoppen, aber den zwei Streifenwagen mit 4 Polizisten drinnen, ging man in ihren Handlungen bis hin zu den mit ihnen dazu zusammengearbeiteten Tätern trotzdem nicht nach… – das ist Österreich!

          • Sehr sehr interessante Geschichte, die ein Licht darauf wirft, wie in Österreich “gearbeitet” wird.

            Im gegenständlichen Fall könnte der Volksanwalt freundlicher umgehen mit dem Innenminister, wenn er dies wollte. – Mir scheint jedoch, das er den richtigen Ton anschlägt. Jetzt warte ich auf eine entsprechende Erklärung des Innenministers.

            Einkommens-Kürzungen sind zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, es müssen jedoch weitere Schritte folgen.

          • Danke für dieses Feedback – ja aber das war nur ein Beispiel von zahlreichen weiteren…

            Ja er hat den richtigen Ton angeschlagen, aber was ist mit der Justizministerin? – Der Volksanwalt hat doch nur beispielsweise auch kritisiert, dass die Weisungsdokumentation bei seiner Akteneinsicht fehlte?

          • Wir wissen leider nicht, ob K.-o.-Tropfen in einem toten Körper auch abgebaut werden. Ich würde das mal bezweifeln. Also vermutlich müsste man danach suchen.

  4. https://www.oe24.at/oesterreich/politik/todesfall-pilnacek-volksanwalt-ortet-schlampereien-bei-ermittlungen/661234164

    Volksanwalt Luisser wird in dieser 7 Minütigen Doku befragt und dieser zweit öffentlich den Schluss, dass es hier zu gravierenden Ermittlungsfehlern von der Polizei gekommen ist?
    Damit stehen die Richter nun mit diesen Urteilen aber zumindest in einem sehr sehr schrägen Licht? – Anber natürlich noch mehr auch der Kläger?

    (By the Way zu diesen Ausführungen: Wurde eigentlich der “BLAUE KOPF” wie von der Ärztin festgestellt zumindest beweissichernd fotographiert?)

  5. Nun geht es plötzlich auch ums Sparbuch und um Geld?
    https://kurier.at/politik/inland/christian-pilnacek-karin-w-oevp-u-ausschuss-sparbuch/403113951

    Wie oft hatte ich allein diesen Aspekt schon hier im Forum bisher völlig stets umsonst eingepostet?
    Aber auch um die Versteuerung und um die Ausfindung der diesbezüglichen Einnahmequellen muss es doch gehen, können da wohl auch weitere Motive für diesen Tod noch dahinterstecken?

  6. Wird der Volksanwalt jetzt auch geklagt? Habe gerade den Beitrag dazu auf ö24 gesehen. Für den Menschen, der nicht mit dem Thema befasst ist, klingt das etwas düster, wie das abgegangen ist. Und ständig die Aussage “..gingen davon aus..” Die Exekutive ist keine Wahrsager-Organisation. Sie haben nicht “von etwas auszugehen” sondern nach Leitfaden zu ermitteln, sich am Fakten zu halten und offene Fragen zu klären.
    Zudem überschneidet sich die Aussage von Pfandler in der Servus TV-Doku, mit der Tatsache, dass das Handy
    schon beim Anwalt der Witwe war, als die Polizisten sich am Nachmittag zusammensetzen und beschlossen dass es Selbstmord war. Bzw. davon ausgingen.
    Mit jedem Fahrraddiebstahl wird sich mehr Mühe gemacht.
    Warum hier das Urteil gegen ZackZack so gefallen ist, ist auch zu hinterfragen. Volksanwaltschaft, Parlamentarier…alle wollen all die ungeklärten Fragen beantwortet haben.
    Wie sehr die Leute in Österreich das auch wollen, belegen schnellste Spenden für Teil 2.