Die Gewerkschaft „vida“ verhandelt derzeit den Kollektivvertrag für die Arbeiter im Handel. Der WKO-Chefverhandler, Rainer Trefelik, sagte, Kanzler und Vizekanzler würden einen Abschluss unter der Inflationsrate fordern. Babler dementiert.
Am Montag haben sich die Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA) und die Arbeitgeberseite auf eine Lohnerhöhung von 2,55 Prozent für Angestellte im Handel geeinigt. Bei der GPA herrschte danach Ernüchterung, verfehlte man damit doch das erklärte Ziel von einem Abschluss über der rollierenden Inflation von 3,01 Prozent. Chefverhandler der Gewerkschaft, Mario Ferrari, sprach danach einem “Kompromiss angesichts der wirtschaftlichen Lage”.
Bei den Arbeitern im Handel steht eine Einigung hingegen noch aus. Dort verhandelt Gewerkschafterin Christine Heitzinger von der „vida“ für die rund 150.000 Arbeiter, die vor allem im Transport und der Logistik tätig sind. Sie forderte in der zweiten gescheiterten Verhandlungsrunde weiterhin einen Abschluss über der Inflationsrate. Chefverhandler der Wirtschaftskammer, Rainer Trefelik, sagte daraufhin: „dass ihn der Kanzler und der Vizekanzler persönlich anrufen und schelten würden, sollte er einen Abschluss über der Inflation unterschreiben.“
Babler dementiert „Vertrauensbruch“
Auf ZackZack-Anfrage will der Vizekanzler davon nichts wissen. Man habe Rainer Trefelik nicht kontaktiert, um ihn bei den Kollektivvertragsverhandlungen unter Druck zu setzen, heißt es aus dem Büro von Babler.
Rainer Trefelik hingegen dementierte das Gesagte nicht. Vielmehr ärgerte ihn, dass die vida-Verhandlerin offenbar vertrauliche Gesprächsinhalte in die Öffentlichkeit trug. Man sei bei der WKO erstaunt „dass Inhalte aus diesen vertraulichen Gesprächen nun an die Öffentlichkeit gelangt sind. Das widerspricht dem üblichen Verständnis einer vertrauensvollen sozialpartnerschaftlichen Zusammenarbeit.“
Bei der vida dürfte man nach dem Abschluss der GPA etwas vorsichtiger geworden sein. Auf Anfrage von ZackZack, ob man noch immer auf einem Abschluss über der entsprechenden Inflationsrate bestehe, sagte Heitzinger: „Das können wir nicht allein entscheiden, das ist Inhalt der Verhandlungen am 3. Dezember. Wir gehen jedenfalls mit der Erwartung in die Verhandlungen, dass auch Arbeitgeber einsehen, dass die Beschäftigten schon genug Lohnverzicht geleistet haben und dass sie einen Abschluss verdient haben, der die Teuerung ausgleicht.“
Die dritte Verhandlungsrunde könnte für die Arbeiter im Handel entscheidend sein. Dort könnte sich klären, ob es noch vor Weihnachten eine Einigung gibt, oder ob die mehrheitlich niedrig bezahlten Arbeiter erst im nächsten Jahr auf ein besseres Gehalt über der Inflationsrate hoffen dürfen.
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