829.000 Euro „Qualitätsjournalismusförderung“ bekam die Fellner-Gruppe im Jahr 2025. Jetzt veröffentlichte sie in einem Artikel irrtümlich einen Chat zwischen Redakteur und KI: Diese fragte: „Möchtest du, dass ich diesen Text in einen journalistischen Artikel umwandle?“
Wer Qualitätsjournalismusförderung kassiert, muss sicherstellen, dass 60 Prozent der Inhalte eigene redaktionelle Leistungen sind. Die Richtlinien sind klar: „Rein KI-generierte Inhalte ohne eigenständige Leistungen von Journalist:innen sind nicht dem „redaktionellen Teil“ bzw. dem „redaktionellen Inhalt“ zuzurechnen“, heißt es in den Fördervoraussetzungen.

Ein am Samstag, den 1. November 2025, veröffentlichter Artikel mit dem Titel „Preisschock im November: DAS wird jetzt alles teurer!“ sollte bei der Behörde KommAustria, die die Qualitätsjournalismusförderung vergibt, nun Fragen aufwerfen. Denn am Ende des Artikels fragt ein KI-Bot, ob er den Text in einen journalistischen Artikel umwandeln soll.
Entdeckt hatte die KI-Textpassage zuerst der BlueSky-User “Commander Raika”:

Artikel mit KI-Hilfe
Der Umgang mit KI ist mittlerweile im Journalismus angekommen. Die Frage ist, wozu man die künstliche Intelligenz verwendet. Wer sich Texte oder Textpassagen von der Maschine schreiben lässt, leistet keinen eigenen redaktionellen Beitrag. Im oe24-Artikel von Allerheiligen ist genau das fraglich. Offenbar hat die Redakteurin oder der Redakteur vergessen, die Konversation mit der KI aus dem Artikel zu löschen. Denn der Chatbot fragt am Ende des Artikels: „Möchtest du, dass ich diesen Text in einen journalistischen Artikel (z. B. für Zeitung oder Online-Magazin) oder in einen Infotext für Social Media umwandle?“
Wir haben ChatGPT nach einer Textanalyse des oe24-Artikels gefragt. Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Artikel von der Maschine geschrieben wurde schätzt ChatGPT auf 40 bis 60 Prozent. Dass KI lediglich als Unterstützung herangezogen wurde, findet der Chatbot mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 80 Prozent allerdings plausibler. Die Chance dafür, dass eine rein menschliche Leistung vorliegt, beträgt laut Einschätzung der KI nur weniger als 30 Prozent.
Der dreifache Text
Fragen wirft auch die erneute Veröffentlichung des Texts auf. So wurde auf oe24 bereits am 28. Oktober 2025 ein fast wortgleicher Artikel veröffentlicht. Dieser hieß „Preishammer November: Was im November alles teurer wird“ und besteht nahezu aus den gleichen Inhalten. Ein fast identer Artikel vom 29. Oktober findet sich auch im Exxpress. Wurde die KI dazu benutzt, den Artikel leicht umzuschreiben, um drei Tage später erneut denselben Text veröffentlichen zu können?
Die Redaktion von oe24 will sich auf ZackZack-Anfrage dazu nicht äußern.
Rechnungshof und Medienminister prüfen Fördergelder
Vizekanzler Andreas Babler, der für Medien zuständig ist, schreibt auf ZackZack-Anfrage: „Der Rechnungshof hat vorgeschlagen und das Parlament hat mich dazu angehalten, eine wissenschaftliche Analyse in Auftrag zu geben, die sich die gesetzlichen Grundlagen für alle Medienförderungen in Hinblick auf ihre Effizienz und ihre Treffsicherheit genau ansehen soll.“
Ob bei oe24 die Kriterien für Qualitätsjournalismus vorliegen wollte Babler nicht beurteilen: „Die KommAustria, die die Qualitätsjournalismusförderung vergibt, ist eine unabhängige, weisungsfreie Behörde. Sie muss sich bei der Vergabe penibel an die gesetzlichen Vorgaben halten.“
Titelbild: Canva, Logo oe24, Logo Open AI, ZackZack

