Harald Mahrer ist als WKO-Chef zurückgetreten, nachdem er zuletzt auch den Nationalbank-Posten hinschmeißen musste. Der Druck einiger ÖVP-Frauen und Mitarbeitern war zu groß. Dem Ex-Multifunktionär bleibt die Flucht in sein privates Firmennetzwerk.
Für Harald Mahrer geht es Schlag auf Schlag. Hatte er vergangene Woche in einem internen Wirtschaftskammer-Treffen noch das Vertrauen ausgesprochen bekommen und lediglich seinen Nationalbank-Posten zurückgelegt, ist er jetzt alle Führungspositionen los. Den Posten als Präsidentin soll die bisherige Vizepräsidentin der Kammer, Martha Schultz, interimistisch übernehmen.
Einige prominente Frauen aus der ÖVP forderten zuletzt seinen Rücktritt als Chef der Wirtschaftskammer. Der Posten war offiziellen Zahlen zufolge Mahrers Hauptverdienst, für den er über 15.000 Euro pro Monat bekam.
Wie viel Mahrer in der Privatwirtschaft verdient, ist unbekannt. Er und seine Frau können auf Gesellschafter-, Geschäftsführer- und Aufsichtsratsposten in einem Firmennetzwerk zurückgreifen.
Das Frauentrio griff an
Zuletzt hatte neben Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auch die Tiroler WK-Präsidentin Barbara Thaler und die Oberösterreichische WK-Präsidentin Doris Hummer Mahrer offen zum Rücktritt als WKO-Präsident aufgefordert. Mikl-Leitner unterstrich die Bedeutung einer „glaubwürdigen Wirtschaftsvertretung“ – ein klarer Seitenhieb gegen Mahrer. Noch klarer wurden die beiden Wirtschaftskammerpräsidentinnen aus den Bundesländern. Hummer tönte in Richtung Mahrer, dieser solle „den Weg frei machen“, während Thaler unmissverständlich einen „klaren Schritt“ von Mahrer erwartete.
Warum der Druck aus der eigenen Partei besonders jetzt so groß geworden war, bleibt Gegenstand von Spekulationen. Mahrer dürfte in den eigenen Reihen jedoch massiv Vertrauen verspielt haben. Angelastet werden ihm ein völliges „Desaster“ in der Krisenkommunikation, wie sich Thaler ausdrückte. Die Lohnerhöhung von 4,2 Prozent inmitten des Sparkurses hatten einen Imageschaden für die Wirtschaftskammer zur Folge. Die Reputation für die Kammer solle deshalb mit jemand anderem an der Spitze wieder hergestellt werden, sind sich viele in der ÖVP einig.
Für die Oberösterreichische WK-Präsidentin Hummer könnte sich der Angriff auf Mahrer bezahlt machen. Wie einige Medien berichten, gilt sie selbst als aussichtsreiche Kandidatin für den Mahrer-Posten.
Auch Mitarbeiter wollten Änderungen
Wie ZackZack aus Kreisen der WKO erfuhr dürfte der Druck auf Mahrer nicht nur vonseiten der ÖVP größer werden. „Mahrer hat einige Feinde, auch intern“, wird ZackZack bestätigt. „Damit die Wirtschaftskammer nicht völlig das Gesicht verliert, muss jemand her, der ein unbeschriebenes Blatt hat. Das Vertrauen kann Mahrer extern wie intern nicht mehr aufbauen“, so Stimmen aus der WKO. Zur Krisenkommunikation des wackelnden WKO-Präsidenten hieß es: „Mahrer selbst hat auch nie gemerkt, dass er nicht als dieser mediale Superstar angesehen wird, für den er sich hält.“
Flucht in die Privatwirtschaft?
Mahrer hat immer noch gute Kontakte in die Privatwirtschaft. Selbst ist er Eigentümer der HM Tauern Holding Beteiligungsgesellschaft m. b. H. Das Unternehmen hat kein eigenes operatives Geschäft. Gegenstand ist „der Erwerb, der Besitz und die Verwaltung von Unternehmens- und Gesellschaftsbeteiligungen, insbesondere im Bereich der Tauern“. Während seiner Zeit als Staatssekretär und Wirtschaftsminister hatte Mahrer die Funktion als Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens abgegeben. Im Jahr 2018 nahm er den Posten wieder auf. Zwei Jahre später folgte ein einmaliger Bilanzgewinn in Höhe von 186.000 Euro. In den Jahren zuvor und danach bilanzierte das Unternehmen unauffällig.
Daneben ist Mahrer auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der GROPYUS AG. Die Entlohnung für diese Tätigkeit legt die Hauptversammlung fest. Nach Auskunft der Aktiengesellschaft wurde bislang keine Vergütung festgesetzt. Aufsichtsräte hätten keine Entlohnung erhalten. Die GROPYUS AG, an der auch die von Karl-Heinz Grasser unter dubiosen Umständen verkaufte BUWOG in Form einer Holding mit rund einem Viertel der Anteile beteiligt ist, ist im Immobiliensektor engagiert.
Im Bereich der Tauern ist nicht zuletzt auch Mahrers Frau aktiv. Über die Privatstiftung ihrer Familie betreibt sie eine Privatklinik in Spittal an der Drau (Kärnten). Zuletzt schrieb das Krankenhaus leichte Verluste. Mahrers Frau verdient als Geschäftsführerin ein Gehalt in unbekannter Höhe. “Die Aufschlüsselung der Bezüge und der Aufwendungen für Abfertigungen und Pensionen der Geschäftsführung
unterbleibt aufgrund der Inanspruchnahme der Schutzklausel”, heißt es im Jahresabschluss des Unternehmens.
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