Am Dienstag steht der nächste Prozesstag im Pilnacek-Buch-Verbotsverfahren an: Neben Niederösterreichs Polizeichef Franz Popp wird sich Chefinspektor Hannes Fellner einer Vielzahl kritischer Fragen stellen müssen. Spannung bieten die neuesten Entwicklungen rund um die Smartwatch.
Ab 9:30 wird am Dienstag im Verhandlungssaal 203 des Wiener Landesgerichts der Prozess gegen das Pilnacek-Buch fortgesetzt. Bekanntlich wollen drei Spitzenpolizisten unter der Führung von Bundespolizeidirektor Michael Takacs und eine Postenkommandantin den Bestseller “Pilnacek – Der Tod des Sektionsschefs” gerichtlich verbieten lassen.
Seit dem letzten Verhandlungstag Anfang August ist viel passiert. Der Staatsanwaltschaft Krems, die auf Weisung der OStA eine Wiederaufnahme der Todesermittlungen prüfen sollte, wurde der Fall vor wenigen Tagen entzogen und nach Eisenstadt übertagen. Zuvor irrte die Kremser Behörde auf der Suche nach dem Tsokos-Gutachten in einem nordhessischen Dorf umher, anstatt sich direkt an den Auftraggeber in Wien zu wenden.
Und dann waren da natürlich die brisanten Enthüllungen rund um die Smartwatch. Wie ZackZack berichtete, fand ein IT-Experte im Auftrag der WKStA eine Fülle an entscheidenden und verwertbaren Informationen auf den Daten von Pilnaceks digitaler Uhr. Die Kriminalbeamten aus Krems hatten zuvor behauptet, dass keine solche Daten vorhanden seien.
Die vielen Fehler von Fellner
Führend verantwortlich für diese Fehleinschätzung war Chefinspektor Hannes Fellner, der am Dienstag als Zeuge vor Gericht erscheinen muss. In seinem Abschlussbericht vom Jänner 2024 hieß es wörtlich: „Die Auswertung der auf der Smartwatch vorhandenen Daten ergab keine für das gegenständliche Ermittlungsverfahren relevanten Daten, insbesondere gibt es keine Einträge hinsichtlich GPS-Standorten und Health-Data.” Demgegenüber stellte der IT-Experte fest, dass insbesondere “viele der Gesundheitsdaten” in Datenbanken vorhanden seien.
Es ist nur das letzte, besonders krasse Beispiel in einer ganzen Reihe haarsträubender Vorfälle in den Ermittlungen nach Pilnaceks Tod. Fellner war es etwa auch, der das private Handy des Sektionschefs im Eilverfahren an die Witwe aushändigte, die es dann verbrannte. Die WKStA stellte Ermittlungen gegen Fellner wegen Amtsmissbrauch zwar ein, äußerte in ihrer Begründung aber scharfe Kritik. Die Handy-Weitergabe sollte demnach “bewusst nicht nach außen offengelegt werden”, weil sie “ohne Rechtsgrundlage in aller Eile ohne dokumentierte staatsanwaltschaftliche Einbindung erfolgt ist”.
Brisanz birgt auch jener mysteriöse Vorgang, der sich am 24. Juni 2024 im LKA Niederösterreich, dem damaligen Arbeitsplatz Fellners, zutrug. Wie ZackZack berichtete, entstand an jenem Tag im Umfeld der Smartwatch-Daten eine Excel-Datei mit dem Namen „Report Gelöschte Daten.” Das passierte wenige Tage, nachdem Kripo-Chef Stefan Pfandler eine Herausgabe der Smartwatch-Daten an die WKStA zunächst abgelehnt hatte.
Die Handy-Viererkette
ZackZack-Herausgeber Peter Pilz sicherte sich wie in den vorherigen Verhandlungsterminen ein Fragerecht, um vor Gericht auf all diese Vorgänge penibel eingehen zu können. Bemerkenswert ist, dass Fellner mittlerweile nicht mehr im Landeskriminalamt arbeitet, sondern ins BMI befördert wurde – dort arbeitet er im Nahbereich von Bundespolizeidirektor Michael Takacs, einem der vier Kläger.
Von Takacs abwärts muss mit Landespolizeidirektor Franz Popp, Kripo-Chef Pfandler und Fellner von einer “Viererkette” ausgegangen werden, die sich um den Verbleib und die Vererbung des Handys am Todestag Pilnaceks kümmerte. Popp, der ebenfalls Kläger ist, wird am Dienstag auch aussagen müssen.
Nicht stattfinden wird vorerst die Aussage der Gemeindeärtzin Dagmar W., die am Tatort gegen “massiven Widerstand” eine Obduktion durchsetzte. Sie soll dann im Oktober als Zeugin geladen werden.
Hochrangige Polizeibeamte wollen das Buch “Pilnacek – Der Tod des Sektionschefs” verbieten – im ZackZack-Shop ist es noch erhältlich.
Titelbild: ZackZack / HANS KLAUS TECHT / APA
