Am Donnerstag wird im Verbotsverfahren gegen das Pilnacek-Buch voraussichtlich ein Urteil fallen. Zum Prozessfinale wird es noch einmal spannend.
Seit 2. Juni und insgesamt sechs Verhandlungstagen prozessieren hochrangige Polizeibeamte gegen ZackZack. Bundespolizeidirektor Michael Takacs, Niederösterreichs Landespolizeidirektor Franz Popp, Landeskriminalamtschef Stefan Pfandler sowie eine Postenkommandantin wollen das Buch „Pilnacek – Der Tod des Sektionschefs“ gerichtlich verbieten lassen.
Am Donnerstag wird nun das Urteil erwartet – der letzte Prozesstag verspricht noch einmal Brisanz.
Kommt Anna P.?
Erneut geladen ist die langjährige Sobotka-Mitarbeiterin Anna P. Beim letzten Prozesstermin im Oktober sagte die enge Bekannte von Christian Pilnacek kurzfristig krankheitsbedingt ab – nur um wenige Tage später eine Weinbar in Wien zu eröffnen.
Anna P. gilt in der gesamten Causa als Schlüsselperson: Sie holte den Sektionschef in der Todesnacht nach dessen Geisterfahrt mit dem Auto ab und hatte unmittelbare Wahrnehmungen zu seinem Zustand. In den Tagen und Wochen danach zweifelte sie laut mehreren Zeugen vehement an der Selbstmordtheorie. Zudem soll sie den privaten Laptop Pilnaceks an sich genommen haben.
Über den Verbleib des Geräts habe sie laut mehreren Gesprächspartnern auch Bundespolizeidirektor Takacs informiert, den sie aus dem Sobotka-Kabinett kannte. Dieser soll ihr demnach geraten haben, den Laptop „verschwinden zu lassen“. Takacs bestreitet das vehement. Die im Pilnacek-Buch geschilderten Vorwürfe sind einer der Gründe für seine Klage gegen ZackZack. Anna P. hat ihre früheren Aussagen zum Laptop später gegenüber der WKStA revidiert.
Krone-Journalist Erich Vogl als Zeuge
Einer, dem die Sobotka-Mitarbeiterin bei mehreren Anlässen vom Verbleib des Laptops berichtete, ist Krone-Journalist Erich Vogl. Auch er soll am Donnerstag noch als Zeuge aussagen. Vogl erhielt den Laptop später zugespielt und übergab ihn an den Leiter der Pilnacek-Untersuchungskommission, Martin Kreutner.
Der Investigativjournalist trug insgesamt maßgeblich zu den Enthüllungen in der Causa bei: Er war auch der Erste, der das sogenannte „Pilnacek-Tape“ erhielt. Im anstehenden Pilnacek-U-Ausschuss ist Vogl ebenfalls als Auskunftsperson geladen.
Band 2 in Arbeit
Der Versuch, Aufdeckerbücher gerichtlich verbieten zu lassen, ist nicht völlig neu. Bereits beim Enthüllungsbuch „Der Fall Lucona“ gab es Klagen und Versuche, das Werk aus dem Verkehr zu ziehen. Neu wäre allerdings, wenn ein Buch von entsprechend großem öffentlichen Interesse auf diesem Weg tatsächlich verboten würde.
Interessierte können das Prozessfinale am Donnerstag ab 9.30 Uhr im Landesgericht Wien (Verhandlungssaal 303) verfolgen. Frühes Kommen wird empfohlen – zuletzt war der Gerichtssaal stets bis auf den letzten Platz gefüllt.
Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens steht eines bereits fest: An Band 2 “Spuren im Schlamm” wird bereits mit Hochdruck gearbeitet.
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