Der Pilnacek-U-Ausschuss hat seine erste Zeugenliste. Die Abgeordneten wollen sich zügig von unten nach oben arbeiten, dorthin, wo Spitzenbeamte und Spitzenpolitiker der ÖVP warten.
Für Sobotka, Kurz, Karner, Takacs, Nehammer, Stocker und Gerichtspräsidentin Caroline List heißt es „Warten“. Auf der ersten Zeugenliste fehlen die prominentesten Namen – noch. Der Ausschuss beginnt dort, wo die Pilnacek-Ermittlungen begannen: am Ufer des Donau-Altarms bei Rossatz in der Wachau.
Erster Tag
Am 14. Jänner startet der Untersuchungsausschuss mit einer Neuerung: einem Lokalaugenschein am Altarm. Die Abgeordneten werden sich dort ein Bild machen, über die Einstiegsstelle, das Schlammband am Ufer, in dem sich Spuren fanden, und über den Ort, wo schon am Morgen des 20. Oktober 2023 viel geschehen und viel aufzuklären ist.
Zweiter Tag
Einen Tag später kommt mit Andreas F. der erste Zeuge ins Parlament. Der Baggerfahrer der ViaDonau hat Pilnaceks Leiche gefunden, die Polizei alarmiert – und dann auf Wunsch der Polizei die Böschung aufgebaggert, damit Pilnacek leichter zum Uferweg getragen werden konnte.

Nach ihm kommt Polizist Alexander H., der als Feuerwehrmann Pilnaceks Leichnam aus dem Wasser zog und half, ihn auf einem Spineboard ans andere Ufer zu tragen. Im Prozess, mit dem das Pilnacek-Buch aus dem ZackZack-Verlag verboten werden soll, legte der Takacs-Anwalt ein Polizeifoto vor, das Alexander H. bei der Bergung der Leiche zeigt.

Mit dem Feuerwehrmann geht es bereits um Details: die Beschaffenheit des Auffindungsorts, dessen fehlende Absicherung und der Umgang mit Spuren. Das liefert die Basis für die dritte und wichtigste Befragung des Tages.
Revierinspektor Franz R. war als Tatortbeamter einer der ersten am Ufer. Er sicherte entscheidende Spuren und weiß, was mit der Smartwatch passierte. Den Streit mit der Gemeindeärztin Dagmar W. um die Obduktion hat er mitbekommen.
Dritter Tag
Der 28. Jänner wird spannend. Gemeindeärztin Dagmar W. wird berichten, wie Polizisten die Obduktion verhindern wollten: „Sie haben nur gesagt: „Wollen wir nicht, können Sie nicht.“ Sie fügte hinzu: „So etwas ist mir noch nie passiert. Das ist ein völlig unübliches Verhalten der Polizei einer Ärztin gegenüber.“
Die Ärztin wirkt heute noch verärgert: „Ich weiß es noch, weil ich mich so geärgert habe – Man kommt da von der Ordination hin, macht seinen Job und fährt wieder. Die Ordination war voll und man stößt auf massiven Widerstand.“
Dagmar W. hatte einen dunkelblauen Kopf festgestellt und wunderte sich, dass die Leiche in Rückenlage getrieben war. Weil sie Fremdverschulden nicht ausschließen konnte, gab sie dem Druck der Polizei nicht nach.
Staatsanwältin Kristin S. kommt als nächste. Nachdem sie von der Polizei informiert worden war, dass eine Obduktion nicht notwendig wäre, wollte Dagmar W. selbst mit ihr sprechen. Staatsanwältin und Ärztin waren schnell einer Meinung und setzten die Obduktion durch.
Damit belasten sie Polizeibeamte, die später als Zeugen geplant sind.
Vierter Tag
Am nächsten Tag kommen zwei Polizisten der Polizeiinspektion Krems. Sie sollen klären, was die Polizei bei der Totenbeschau und am Auffindungsort getan hat – und wer das Kommando geführt hat. Mit Oberstleutnant Gerhard P. steht ihr Chef, der Kommandant der BPD Krems, ebenfalls auf der Liste der geplanten Zeugen.
Fünfter Tag
Mit Anna P. und Karin Wurm kommen am 11. Februar zwei Schlüsselpersonen. Sobotka-Mitarbeiterin Anna P. wohnte mit Pilnacek und Karin Wurm in Rossatz. Sie war fast überall dabei:
- bei den Telefonaten mit Bundespolizeidirektor Takacs
- bei der Übergabe des Handys
- bei Sobotka zu Hause
- beim Verschwinden des Laptops
- bei der Roten Festplatte
- bei den Treffen, bei denen sie Sobotka und Takacs massiv belastete
- und bei der „Auslagerung“ von Akten des Alois Mock-Instituts.
Pilnaceks letzte Gefährtin Karin Wurm hat viel zur Aufklärung beigetragen und dafür einen hohen Preis bezahlt.
Sechster Tag
Am nächsten Tag werde ich dem Ausschuss berichten, wie ich gemeinsam mit Journalisten wie Fabian Schmid, Michael Nikbakhsh und Erich Vogl den Fall recherchiert und damit einiges erreicht habe. Kronen Zeitung-Redakteur Erich Vogl folgt als Nächster. Er hat Pilnaceks Laptop zur WKStA in Sicherheit gebracht, war bei einem Treffen, bei dem Anna P. Polizeichef Takacs belastete, dabei und weiß, welche Rolle Karl Nehammer gespielt hat.
16 Personen
Im Verlangen, das Christian Hafenecker für die FPÖ eingebracht hat, stehen die ersten 16 Personen, die in den Ausschuss kommen sollen. Dort finden sich
- Martin Kreutner, der Vorsitzende der Pilnacek-Kommission der Justizministerin
- Kontrollinspektorin Barbara S., die die Ermittlungen geleitet und eine entscheidende Rolle gespielt hat
- Dunkelkammer-Chef Michael Nikbakhsh
- und Christian Mattura, der das Pilnacek-Tape aufgenommen hat und den Laptop von Anna P. bekommen hat.
Mit Chefinspektor Hannes Fellner, Landeskriminalamts-Direktor Stefan Pfandler und Bundespolizeidirektor Michael Takacs stehen drei der heikelsten Zeugen nicht auf dieser Liste, wie auch die Schlüsselpersonen aus der Justiz: StA Krems-Chefin Susanne Waidecker, OStA Wien-Chef Johann Fuchs und Gerichtspräsidentin Caroline List. Sie müssen noch warten.
Titelbild: ZackZack , HELMUT FOHRINGER / APA-Images
