René Benko wird heute aus der U-Haft zu seinem ersten Prozess geführt. Es geht um Mieten für eine Innsbrucker Villa und eine verdächtige Schenkung an seine Mutter.
Zwei Jahre nach dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe und neun Monate, nachdem René Benko in Untersuchungshaft genommen wurde, startet am Dienstag der erste Strafprozess gegen den gefallenen Milliarden-Pleitier.
Vor einem Schöffensenat unter dem Vorsitz von Richterin Andrea Wegscheider muss sich der 48-Jährige wegen des Verdachts der betrügerischen Krida verantworten. Es geht um einen vermuteten Schaden von 660.000 Euro, den Benko verursacht haben soll, indem er kurz vor der Signa-Pleite Gelder transferierte und so Gläubiger um ihr Geld brachte. Benko bestreitet die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.
Mama und Miete
Im Kern wirft die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) Benko vor, Ende 2023 zwei verdächtige Überweisungen getätigt zu haben. Einerseits geht es um eine offenbar vierjährige Miet- und Betriebskostenvorauszahlung in Höhe von rund 360.000 Euro für seine Villa auf der Innsbrucker Hungerburg.

Daneben steht eine Schenkung von 300.000 Euro an seine Mutter im Fokus. Die bevorstehende Insolvenz sei Benko zu diesem Zeitpunkt bereits klar gewesen, so die Anklage. Nach seiner Einvernahme am Dienstag sind für den zweiten Verhandlungstag am Mittwoch acht Zeugen geladen – Mutter und Schwester dürften von ihrem Entschlagungsrecht Gebrauch machen.
Strafrahmen: zehn Jahre, weitere Prozesse
Benkos erster öffentlicher Auftritt seit seiner Verhaftung sorgt für enormes Medieninteresse. 70 akkreditierte Journalist:innen aus dem In- und Ausland sind vor Ort – darunter laut Medienberichten auch aus dem arabischen Raum. Kein Wunder: Der saudische Staatsfonds zählt zu den prominenten Gläubigern Benkos – Kronprinz Mohammed bin Salman ist deshalb wohl alles andere als gut auf ihn zu sprechen.

Der Prozess in Innsbruck ist jedenfalls nur der Auftakt. Weitere Verfahren mit deutlich größeren Schadenssummen stehen bevor, eine weitere Anklage ist bereits fertig. Der Strafrahmen von bis zu zehn Jahren, der Benko droht, dürfte im Fall einer Verurteilung daher noch kaum ausgeschöpft werden. Die Zeiten, in denen Benko im Herbst traditionell mit Politik- und Wirtschaftsprominenz beim Törggelen zu Wurst und Wein anstieß, sind jedenfalls vorbei.
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