Freitag, Dezember 12, 2025

15 Monate bedingt: Benkos teure Uhren im versteckten Tresor

René Benko wurde am Mittwoch wegen Schädigung von Gläubigerinteressen zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt. Seine Frau wurde hingegen freigesprochen. Den beiden war vorgeworfen worden, Uhren und Bargeld beiseitegeschafft zu haben.

René Benko stand am Mittwoch in Innbruck vor Gericht. Dort mussten er und seine Frau Nathalie sich gegen den Vorwurf der Gläubigerschädigung verteidigen. Es ging um elf teure Uhren, Manschettenknöpfe und 120.000 Euro Bargeld, die er mutmaßlich mit der Hilfe seiner Frau aus der Insolvenzmasse verschwinden ließ. Die Gegenstände wurden in einem Tresor bei Bekannten gelagert.

Update um 17:30: René Benko wurde für die Uhren zu 15 Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt, Nathalie wurde freigesprochen. Das Gericht glaube Benko im Falle einiger Uhren nicht, dass er sie an seine Söhne verschenkt habe. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Verborgener Safe und Kinderuhren

Nach Benkos Insolvenz legte er dem Masseverwalter ein Vermögensverzeichnis vor, auf dem auch etliche Uhren aufschienen. Die Soko Signa konnten die Uhren nach Ermittlungen nicht finden. Laut Benko habe er in der Weihnachtszeit 2021 acht der elf Uhren an seine Söhne verschenkt, die damals sechs und elf Jahre alt waren. Das Problem: Auch nach dieser angeblichen Schenkung, wurde er mit einer der Uhren am Handgelenk gesehen. Hat er seine Söhne gebeten, sich die ihnen geschenkten Uhren ausborgen zu dürfen? Für die Staatsanwältin klang das nicht glaubwürdig. Außer Benkos eigener Aussage würde die Schenkung auch durch nichts gedeckt, bemängelte die Staatsanwaltschaft.

Der Verdachtsmoment der Gläubigerschädigung erhärtete sich für die WKStA auch aufgrund der Geheimniskrämerei der Benkos rund um den Tresor. Diesen habe seine Frau Nathalie am selben Tag organisiert, an dem Benko Insolvenz anmeldete – am 6. März 2024. Aus Chats gehe laut Staatsanwaltschaft hervor, dass Benkos Ehefrau den Tresor unbedingt geheim halten wollte.

Die Ermittler fanden den Safe bei Bekannten dank eines Hinweises ehemaliger Mitarbeiter der Benkos. Die Benkos wohnten damals in einer Villa im Tiroler Igls. Warum Benkos Frau die Wertgegenstände im Wert von insgesamt 370.000 Euro aus der Villa zu einer Bekannten bringen wollte, war für die WKStA nicht nachvollziehbar, zumal die Wertgegenstände auch in der Tiroler Villa gut geschützt waren.

Benko-Anwalt liefert Show ab

Benkos Anwalt Norbert Wess sprach im Zusammenhang mit der Anklage von „Science Fiction“. Der Prozess gegen seinen Mandanten sei ein Musterbeispiel dafür „wie man nicht anklagen soll“.

Dass Benko seinen Familienmitgliedern etwas schenke, sei normal, argumentierte der Anwalt. Auch er selbst schenke seiner Frau etwas und dokumentiere diese Schenkungen nicht, womit er auf die Beweislast anspielte. Die Staatsanwaltschaft glaubt Benko nämlich nicht, dass er die Uhren tatsächlich an seine Söhne verschenkt hat, nachdem er sie danach selbst getragen hatte. Wess verwies auch auf eine Münzsammlung, die er seinen Töchtern „zugedacht“ habe. Zynisch fragte der Anwalt in Richtung WKStA, ob sie auch die Ringe in die Anklage reinnehmen wolle, die Benko vor Jahren seiner Frau geschenkt habe. „Vielleicht trägt er ja die Ringe am Abend am kleinen Finger“, provozierte Wess und forderte Freispruch für Benko. Außerdem seien die besagten Uhren nicht Benkos Lieblingsuhren gewesen, beteuerte der Anwalt, der die Vorwürfe der Anklage nicht als erwiesen betrachtete.

Zu den 120.000 Euro, die in dem Tresor gefunden wurde, sagte Wess, Benko habe immer wieder Geld behoben, „weil er einfach vermögend war“. Das Bargeld sei Benko nicht eindeutig zuzuordnen, da es schon seit mindestens 2019 vorhanden war. Von vorsätzlicher Gläubigerschädigung könne also laut Wess keine Rede sein.

Der Anwalt von Benkos Frau Nathalie, Michael Hohenauer, betonte wiederum, dass die Sachen in dem Tresor fast alle Nathalie gehörten und damit nicht René Benko zuzuordnen seien. Den Tresor habe sie nicht angeschafft, um Gläubiger zu schädigen, so Hohenauer. Er plädierte für Freispruch.

René und Nathalie Benko brachten über ihre Anwälte eine Gegenäußerung zur Anklageschrift der WKStA ein und beantworteten selbst keine Fragen von Richterin Heide Maria Paul.

Bekannter hatte “Uhren nie gesehen”

Der erste Zeuge am Innsbrucker Gericht war der Bekannte, bei dem der Safe aufgestellt wurde. Er gab an, vom Inhalt des Tresors nichts zu wissen. Er könne daher nicht sagen, wem die Uhren und das Bargeld gehörten. Er versicherte jedoch, die Benkos hätten Zugang zum Tresor gehabt.

Der zweite Zeuge, Benkos Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger, zeigte sich von Benkos Angaben zu Bargeld und Uhren überrascht. Nach einem ersten Gespräch mit Benko seien später weitere Uhren aufgetaucht, so Grabenweger. Angebliche „Gelegenheitsgeschenke“ an seine Kinder im Wert von über 200.000 Euro konnte sich der Insolvenzverwalter nicht vorstellen.

Benko wurde bereits nicht rechtskräftig zu zwei Jahren Haft wegen betrügerischer Krida verurteilt. Er sitzt seit Jänner 2025 in der Justizanstalt. Im erneuten Prozess wegen betrügerischer Krida rund um die Uhren wird ein baldiges Urteil erwartet.


Titelbild: APA-Images / APA / EXPA (Johann Groder)

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