Samstag, Dezember 6, 2025

Nicht so Smårt: Starke Preisschere bei Ikea-Produkten

Zwei Drittel der meistverkauften Ikea-Produkte kosten in Österreich mehr als in Deutschland. Der Konzern argumentiert mit höheren Transport- und Logistikkosten. Auch im europäischen Vergleich ist Österreich bei den Bestsellern überdurchschnittlich teuer.

IDANÄS, ÅBYGDA, STRÅLA, DRÖNA – regelmäßige Kundinnen und Kunden des in Schweden gegründeten multinationalen Einrichtungskonzerns Ikea erkennen hinter diesen Wörtern Kleiderschränke, Kommoden, Leuchten und Boxen. Viele dieser Produkte gehören in Österreich zu den Bestsellern. Und fast alle dieser Produkte sind in Österreich teurer als in Deutschland.

Alles teurer in Österreich?

In Zeiten der Teuerung wird es immer schwieriger, ein eigenes Leben aufzubauen. Die erste eigene Wohnung wird für die meisten jungen Menschen zu einer immer größeren Herausforderung. Wer nicht in einer leerstehenden Wohnung wohnen möchte, denkt vermutlich schnell an das Möbelhaus Ikea. Ikea selbst postuliert auf der eigenen Webseite: „Günstige Produkte zum kleinsten Preis“. Diese Preise sind jedoch im Vergleich zu unserem Nachbarland Deutschland rund 8,5 % teurer.

Wir haben uns mithilfe eines Tools namens „Schweden-Tracker“ die 30 Bestseller, die sowohl in Österreich als auch in Deutschland verfügbar sind, angeschaut und sind zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen: Kunden müssen hierzulande tiefer in die Tasche greifen.

In Österreich würde man für alle 30 Bestseller – darunter Betten, Lampen oder Regale – gemeinsam 5.628,37 € zahlen. In Deutschland hingegen kommt man auf 5.151,73 €, das macht einen Unterschied von rund 8,5% aus. Besonders belastend für die Geldbörse ist beispielsweise das Bettgestell „IDANÄS“. Dieses kostet in Österreich um 200 € mehr.

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Quelle: IKEA Österreich, IKEA Deutschland

Aber nicht nur komfortabler Schlaf scheint in Deutschland billiger zu sein. Auch für den Klassiker unter den Ikea-Produkten, das Regal „BILLY“, verlangt das in Schweden gegründete Möbelhaus am Österreichischen Markt 10 € mehr.

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Quelle: IKEA Österreich, IKEA Deutschland

Unter den 30 Bestsellern waren nur sechs Produkte in beiden Ländern gleich bepreist. In Österreich sind dafür 20 von 30 Produkten teurer, bei nur vier Produkten müssen deutsche Kunden mehr hinlegen.

Zwar nicht unter den Bestsellern, aber dennoch interessant ist die Stehlampe „ÖKENSAND“. Diese hat aktuell im österreichischen Store einen neu gesenkten Preis und ist somit gleich teuer wie in Deutschland.

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Quelle: IKEA Österreich, IKEA Deutschland

Wirtschaftlich geht es Ikea Österreich ziemlich gut. Auf der Ikea-Webseite heißt es: „Der Marktanteil von Ikea in Österreich konnte trotz eines schrumpfenden Gesamtmarktes auf 14,6 Prozent weiter ausgebaut werden, was einem Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.“ Diesen wirtschaftlichen Erfolg bekommen die Kunden und Kundinnen wohl nicht zu spüren.

Was sagt Ikea?

Wir haben Ikea Österreich mit den Berechnungen konfrontiert und entsprechende Fragen gestellt. Der Konzern begründet den Kostenunterschied mit “unterschiedlichen lokalen Rahmenbedigungen”. Ein Hauptfaktor sei die in Österreich teurere Logistik. “Neben Faktoren wie Steuern und Lohnkosten spielen auch die Logistikkosten eine wesentliche Rolle. So entfallen auf Transport und Logistik in Österreich im Durchschnitt höhere Kosten als in größeren Märkten wie Deutschland.”

Interessant ist, dass laut Ikea Produkte aus verschiedenen Produktionsländern und die damit verbundenen unterschiedlichen Transportwege und Aufwände ebenfalls eine Rolle spielen. Immerhin sind in unserem Nachbarland Slowakei von den 30 Bestsellern 29 billiger als in Österreich. An der Transportdistanz dürften die Preisunterschiede demnach eher nicht liegen.

Gegenüber ZackZack teilt Ikea Österreich weiters mit: “Wir prüfen unsere Preise laufend und suchen kontinuierlich nach Möglichkeiten, sie dauerhaft zu senken.” Auch habe man in Österreich “einen hohen zweistelligen Betrag in Preissenkungen investiert.” Es herrsche ein Verständnis für die Frage nach den Preisunterschieden zwischen den Ländern.

Österreich im EU-Vergleich durchschnittlich teurer

Trotz dieser Bemühungen zeigen weitere Analysen, dass Österreich auch im gesamten europäischen Preisvergleich beim überwiegenden Teil der Bestseller höhere Preise als die meisten anderen Ländern vorzuweisen hat.

So ermöglicht der „Schweden-Tracker“ einen Vergleich von durchschnittlich 20 europäischen Ländern. Unsere Recherche kam zu dem Ergebnis, dass Österreich in 23 von 30 Fällen (wieder anhand der Beststeller) überdurchschnittlich teurer ist. In nur 5 Fällen landete Österreich unter dem Durchschnitt und nur zweimal genau in der Mitte.


Titelbild: Canva, IKEA

Link zu Tool: Schweden-Tracker

Autor

  • Johannes Neumeister

    Johannes Neumeister studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. Bei ZackZack ist er hauptsächlich für Content Creation und Social Media zuständig. Er ist Mitte 20 und freut sich schon auf die Pension.

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