Als eines der ersten Medien hat ZackZack österreichische Produkte ausfindig gemacht, die in Deutschland billiger sind. Die besagten Produzenten schweigen eisern. Niemand will zugeben, was der Handel bestätigt: dass die Österreicher draufzahlen.
Ob Mannerschnitten, einige Getränke der Vorarlberger Konzerne Rauch und Pfanner Geschirrspülmittel von claro oder ein Grüner Veltliner von Lenz Moser. All diese Produkte haben eines gemeinsam: Sie werden in Österreich produziert, sind aber in Deutschland billiger.
In den vergangenen Wochen schoben sich Handel und Produzenten wechselseitig den schwarzen Peter für die hohen österreichischen Preise zu. ZackZack wollte von den genannten Produzenten wissen, ob sie dem österreichischen Handel höhere Preise verrechnen, als dem deutschen. Die Antwort: meist Lautes Schweigen.
Handelsverband bestätigt Benachteiligung Österreichs
Anders kommunizieren in der Preisfrage der Handelsverband und Vertreter großer Handelsketten. Diese bestätigten auf Anfrage von ZackZack fragwürdige Preisgestaltungen auf österreichischem Boden – auch von heimischen Produzenten. „Der sogenannte “Österreich-Preisaufschlag”[…] hat große Auswirkungen auf den gesamten Lebensmittel- und Drogeriefachhandel in Österreich. Das betrifft insbesondereinternationale Hersteller, aber auch österreichische Produzenten, die international tätig sind. Dies wurde uns von heimischen Händlern mehrfach bestätigt“, schreibt der Handelsverband auf ZackZack-Anfrage.
Verkaufen österreichische Erzeuger ihre Produkte in Österreich teurer? „Zur Preisgestaltung dürfen wir uns aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht äußern“, heißt es dazu bei Manner. Lenz Moser gibt auf ZackZack-Anfrage bekannt: „Konkrete Daten zu Abgabepreisen können wir nicht offenlegen, da diese vertraulichen Vereinbarungen mit unseren Handelspartnern unterliegen.“ Die Preisunterschiede kämen laut Lenz Moser „durch Unterschiede der Aktionspolitik in Deutschland und Österreich zustande“.
Pfanner antwortete ausführlicher und nicht ohne Breitseite gegen Politik und Arbeiterkammer. Die hohen österreichischen Lohnkosten, sowie höhere Steuern und Abgaben seien Schuld an den hohen Preisen, klagt Pfanner. Auch auf den hohen Rabatt-Anteil in Österreich wurde verwiesen. „Zuerst das Haus anzuzünden und dann zu jammern, dass es so gut brennt – ist der Witz in dieser von der Politik und der Arbeiterkammer befeuerten Diskussion. Der deutsche Handel bedankt sich bereits für diese Werbeoffensive zulasten der heimischen Arbeitsplätze.“
Claro, Rauch und Manner war diese für österreichische Konsumenten entscheidende Frage hingegen keine Antwort wert.
Konsumenten zahlen drauf
Für österreichische Konsumenten sind das keine guten Nachrichten. Politische Lösungen, wie sie Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) angekündigt hatten, werden nicht von heute auf morgen wirksam. Stocker wollte den „Österreich-Preisaufschlag“ per EU-Gesetz verbieten lassen, Marterbauer kokettierte mit staatlichen Preiseingriffen im Handel. Konkrete Schritte sind bislang nicht bekannt.

An der von Experten geforderten Preistransparenzdatenbank sind schon vergangene Regierungen gescheitert. Zu intransparent sind die wilden Rabatt-Schlachten am österreichischen Markt. Der in Österreich – aber genauso in Deutschland – sehr konzentrierte Handel lässt sich wie die Erzeuger nur ungern in die Karten blicken. Die Regierung müsste die Handelsketten erst ins Boot holen und sie zur Weitergabe ihrer Durchschnittspreise verpflichten.
Von Produzenten und Handel oft ins Feld geführte Gründe für die Preisdifferenz wie Lohnunterschiede, Filialdichte und eine unterschiedlich hohe Mehrwertsteuer fallen in Wahrheit äußerst gering aus. Zu dieser Einschätzung kamen auch Ökonomen der Nationalbank. Fabio Rumler erklärte gegenüber ZackZack, dass diese Faktoren die hohen Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland nicht zur Gänze erklären könnten.
Bis sich im heimischen Supermarktregal etwas ändert, müssen österreichische Konsumenten beim Einkauf auch für einige österreichische Produkte tiefer ins Börserl greifen. Bei Manner, Rauch, claro, Lenz Moser und Pfanner bei den angeführten Produkten zwischen 3,7 und 28,4 Prozent.
