Samstag, Dezember 6, 2025

Löhne: WKO gibt öffentlichem Druck nach und will künftig anders berechnen

Die WKO hat sich mit einer 4,2-Prozent-Lohnerhöhung selbst ins mediale Kreuzfeuer manövriert. Unter massivem Druck will die Kammer nun ihre Gehaltsformel überarbeiten – kürzte sie für 2026 um die Hälfte.

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) ist zum öffentlichen Prügelknaben geworden, nachdem sie ihre Löhne laut Presse für 2026 um 4,2 Prozent erhöhen wird. Der Druck scheint zu wirken: In Zukunft will man den Modus der automatisch berechneten Lohnsteigerung ändern. Außerdem halbierte man am Mittwoch das Gehaltsplus auf 2,1 Prozent.

Kollektives Kopfschütteln

Für die Erhöhung über der Inflationsrate gibt es in den Medien fast kein Verständnis. Von Krone und Kurier bis hin zum wirtschaftskonservativen Medium Selektiv lässt niemand ein gutes Haar an dieser als unsensibel empfundenen Lohnerhöhung in Zeiten des landesweit geforderten Schulterschlusses beim Sparen. Nur die Gewerkschaften freuen sich. Sie haben von ihrem Gegenspieler höchstpersönlich den besten Grund dafür bekommen, Lohnabschlüsse über der Inflationsrate durchzusetzen.

Für Kurier-Journalistin Johanna Hager ist die angekündigte Gehaltserhöhung für die WKO-Mitarbeiter ein „Affront“. Sie verweist darauf, dass WKO

-Generalsekretär Jochen Danninger noch im Sommer „Augenmaß“ bei Gehaltsverhandlungen eingefordert hatte.

Selektiv-Chefredakteurin Sara Grasel bezeichnet das WKO-Gehaltsplus als einen „Schlag ins Gesicht all jener, die „ihren Beitrag geleistet“ haben. Sie meint damit besonders diejenigen Branchen, die in Zeiten des Spardrucks auf Löhne über der Inflationsrate verzichtet haben, wie beispielsweise die Metaller und die Beamten. Bei letzteren wurde das bereits beschlossene Lohnpaket sogar wieder aufgeschnürt.

WKO reagiert: Neuer Berechnungsmodus und Halbierung

Wie ZackZack aus der WKO erfahren hat, reagierte das erweiterte Präsidium bereits auf die umfassende Kritik. Ab 2026 soll die Berechnungsformel für die Lohnerhöhung – die sogenannte Faktorerhöhung – leicht abgeändert werden. Der Betrachtungszeitraum für die Berechnung soll sich demnach ebenso verändern wie die Gewichtung zwischen Verbraucherpreisindex und Tariflohnindex-Veränderung. Das WKO-Präsidium selbst wollte sich dazu nicht äußern.

Am Mittwoch senkte das Präsidium die Lohnerhöhung außerdem auf 2,1 Prozent. Die öffentliche Schieflage war offenbar zu steil geworden.

Kritik von IV, FPÖ und NEOS

Auch Industriellenvereinigung, FPÖ und NEOS, sonst verlässlich auf der Seite der Arbeitgeber zu finden, dreschen unisono auf das WKO-Präsidium ein.

IV-Wien-Präsident Christian Pochtler hält die Entscheidung für „unsensibel“ und spricht von einem fatalen „Signal für alle folgenden Lohnverhandlungen“. Die Sozialsprecherin der FPÖ, Dagmar Belakowitsch, spricht von einem „Schlag ins Gesicht für heimische Unternehmer“. Auch von der Regierungsseite kommt Kritik. NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos unterstellt der WKO „jegliches Maß und Bodenhaftung verloren“ zu haben. 

Der WKO-Generalsekretär Danninger forderte zuletzt am Dienstag schließlich einen “Stopp des Angriffs auf Wirtschaftskammer-Mitarbeiter:innen”.

Die Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA) wird sich jedenfalls freuen. Sie startet am 6. November in die erste Runde der Kollektivvertragsverhandlungen im Handel. WKO-Chefverhandler Rainer Trefelik forderte vor dem Beginn der Gespräche einen Abschluss unter der Inflationsrate. Die ursprüngliche Lohnerhöhung der WKO von 4,2 Prozent hätte seine Argumentation nicht leichter gemacht. Erklärtes Ziel der Gewerkschafter ist ein Abschluss über der relevanten Inflationsrate von 3,01 Prozent.


Update 15:21: Am Mittwoch senkte die WKO die Lohnerhöhung auf die Hälfte. Entsprechende Passagen wurden im Artikel angepasst.


Titelbild: Canva / WKO / ZackZack-Montage

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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