In einer Pilnacek-Dokumentation hat Servus TV gesperrte Leichenfotos weitergegeben. Durch parlamentarische Anfragen soll auch die Rolle eines Kurz-nahen Journalisten geklärt werden.
Sebastian Kurz ist ein Fan von Gernot Rohrhofer. Auf Twitter bewarb der Ex-Kanzler das Pilnacek-Buch des Ex-ORF- und Ex-Presse-Journalisten. Eine seltsame Pilnacek-Dokumentation auf Servus-TV, in der Rohrhofer als Interviewer und Interviewter auftrat und Kurz viel Raum gab, führt jetzt zu einem parlamentarischen Nachspiel.
„Für das Interview stellen wir (dem Gerichtsmediziner) sowohl Leichenfotos als auch das Obduktionsgutachten zur Verfügung, das die Staatsanwaltschaft Krems in Auftrag gegeben hat.“ Diesen Satz der Servus TV-Dokumentation greift FPÖ-Abgeordneter Christian Hafenecker in seinen parlamentarischen Anfragen an Innenminister Gerhard Karner und Justizministerin Anna Sporrer auf.
Wer den Ermittlungsakt kennt, weiß, dass es drei Serien von „Leichenfotos“ gibt:
- die Lichtbilder der Tatortgruppe aus Weissenkirchen, die als erste bei Pilnaceks Leichnam war;
- die Lichtbilder der Tatortgruppe des Landeskriminalamts, die weitere Fotos vom Leichnam anfertigten;
- und die offiziellen Lichtbilder der Obduktion, die am 26. Oktober 2023 in Wien durchgeführt wurde.
Fotos entfernt
Die Staatsanwaltschaft Krems sperrte Opferanwalt Volkert Sackmann den Zugang über die elektronische Akteneinsicht für alle Fotos vom Leichnam. Die WKStA hatte die Leichenfotos der Tatortgruppen aus Krems und Weissenkirchen erhalten und ließ sie sofort aus dem Akt entfernen.

Dazu erteilte sie eine Weisung, wie mit den Fotos im Abschlussbericht (AB) des Landeskriminalamts Niederösterreich mit den Leichenbildern umzugehen sei:
„20) Beilage 7 des AB – Lichtbildbeilage der PI Weißenkirchen (Seite 1 bis 1 1 und Seite 21 bis 24 über Anordnung der WKStA entfernt)
21) Beilage 8 des AB – Tatortbericht des LKA NÖ (Seite 7 bis 60 über Anordnung der WKStA entfernt)“
Im Gegensatz zu den Tatortfotos scheint die WKStA die Fotos der Obduktion nie erhalten zu haben.
Leichenfotos für Rohrhofer?
Wie kamen die gesperrten Fotos in die Rohrhofer-Dokumentation? Genau das will Hafenecker jetzt von den beiden Ministern wissen.
Mit der ersten Frage will der Abgeordnete klären, ob es eine offizielle Weitergabe der gesperrten Fotos gegeben hat: „Wer stellte Servus TV und seinem Redaktionsteam Fotos der kriminalpolizeilichen Leichenschau sowie der Obduktion Pilnaceks zur Verfügung?“
Die vierte Frage betrifft Rohrhofer persönlich: „Erhielt der in Krems ansässige Journalist Gernot Rohrhofer Fotos der kriminalpolizeilichen Leichenschau sowie der Obduktion Pilnaceks durch die ermittelnden Behörden?“
Alles Krems
Fotos von Pilnaceks Leichnam gab es bei drei Behörden: der Staatsanwaltschaft Krems, dem Landeskriminalamt Niederösterreich und der WKStA. Zugriff auf alle Leichenfotos scheint man nur in Krems gehabt zu haben.
Seit Staatsanwaltschaft Krems und Landeskriminalamt St. Pölten unter Druck geraten sind, werden immer mehr Fotos an nahestehende Journalisten „gespielt“. Damit können Gerichtsmediziner, die in Privatgutachten zu anderen Schlüssen als die Kremser und St. Pöltner Ermittler gekommen sind, gezielt diskreditiert werden.
Mit den Leichenfotos könnte jetzt eine Grenze überschritten worden sein – zu den Paragrafen, die im Strafgesetzbuch die Verletzung des Amtsgeheimnisses und den Amtsmissbrauch regeln.
Damit stellt sich für WKStA und Justizministerin eine weitere Frage: Amtsmissbrauch und Verletzung des Amtsgeheimnisses sind Offizialdelikte. Werden von Amts wegen Ermittlungen eingeleitet? ZackZack stellte eine entsprechende Anfrage an das BMJ, eine Antwort stand bis Redaktionsschluss aus.
Titelbild: ZackZack / Christopher Glanzl / Helmut Fohringer – APA – picturedesk.com
