Gegen den Linienrichter, der einem Betreuer des Kärntner-Slowenischen Vereins SAK Klagenfurt eine Gelbe Karte wegen Slowenisch sprechen einbrachte, leitete der Schiedsrichterausschuss ein Disziplinarverfahren ein. Der ÖFB unterstützt die Maßnahme.
Am Freitag fand die erste Runde der Kärntner Liga statt. Beim Spiel SAK Klagenfurt/Celovec gegen Atus Ferlach kam es dabei fast zu einem Spielabbruch. Der aus Deutschland stammende Linienrichter Eric E. hatte in der 33. Minute eine gelbe Karte für den Tormanntrainer des SAK bewirkt, weil dieser Slowenisch mit einem Spieler gesprochen hatte. Der SAK forderte nach dem Halbzeitpfiff eine Entschuldigung.
„Tuts Deutsch reden“
Die Szene des Spiels ereignete sich in der 33. Minute. Ein slowenischstämmiger Spieler von Ferlach wurde von einem SAK-Spieler gefoult. Der Tormanntrainer des SAK, Johann Smrecnik, richtete daraufhin in seiner Muttersprache einige Worte an den slowenischsprachigen Ferlach-Spieler. Für Linienrichter E. ein Vergehen. Laut SAK-Präsident Marko Wieser wollte er Smrecnik mit den Worten „Tuts Deutsch reden“ das Slowenische verbieten. Als der Tormanntrainer und der Ferlach-Spieler weiterhin ein paar Worte auf Slowenisch wechselten, holte Linienrichter E. Schiedsrichter K. an die Linie. Dieser zeigte Smrecnik die gelbe Karte – offiziell wegen „Kritik“. Gegenüber ZackZack wollte K. dazu keine Stellung nehmen.
Die SAK-Verantwortlichen verstanden die Welt nicht mehr. „Ich kann keine gelbe Karte dafür kriegen, dass ich meine Muttersprache spreche“, sagt Präsident Marko Wieser im Gespräch mit ZackZack. Über die Szene war man im Verein „erbost und traurig“.
Beim SAK sei man die Angriffe gegen ihre Kärntner-Slowenische Identität jedoch bereits gewohnt. In der Vorsaison sagte ein Gegenspieler zu einem SAK-Spieler: „Nur ein toter Jugo ist ein guter Jugo“. Der Verein würde schon seit seiner Gründung beschimpft werden, erklärt Wieser.
Das Spiel wurde nach einer halbherzigen Entschuldigung des Linienrichters schließlich verspätet fortgesetzt und endete mit 1:1. Gegen die gelbe Karte legte der SAK beim Kärntner Fußballverband Beschwerde ein.
Schiedsrichterausschuss leitet Disziplinarverfahren ein
Eine Etage höher ist man über den Vorfall nicht erfreut. In einem ZackZack vorliegenden Statement des Kärntner Schiedsrichterausschusses vom Montag heißt es: „Dem Trainerteam des SAK vorzuschreiben, in deutscher Sprache zu kommunizieren, war falsch … dürfen doch alle Beteiligten selbstverständlich in jeder beliebigen Sprache miteinander kommunizieren.“ Außerdem wies man darauf hin, dass Slowenisch eine „völkerrechtlich geschützte Minderheitensprache in Österreich“ sei. Der Schiedsrichterausschuss habe deshalb „großes Verständnis für den Unmut über das Verhalten des Kollegen.“
Es wurde ein Disziplinarverfahren gegen den Linienrichter eingeleitet. Man würde sämtliche Schiedsrichter im Land zudem daran erinnern „dass die Kommunikation von Spielern und Trainern selbstverständlich in jeder Sprache erfolgen darf“.
Der ÖFB unterstützte das Disziplinarverfahren auf Anfrage und unterstrich „mit Nachdruck“, dass die Kommunikation am Platz in allen Sprachen zulässig sei.
Über den Protest gegen die gelbe Karte wird am Mittwoch entschieden.
Peršmanhof im Hinterkopf
SAK-Präsident Marko Wieser äußerte sich im Gespräch auch zum jüngsten Polizeieinsatz an der Gedenkstätte Peršmanhof, wo die Nazis viele Kärntner Slowenen ermordeten. „Unangebracht und traurig“ sei die überdimensionierte Razzia der Polizei dort gewesen. Wiesers Vater wurde 1942 von den Nationalsozialisten vertrieben und in ein Konzentrationslager gebracht. Zur Lage der Kärntner Slowenen heute sagt er: „Wir sollten eigentlich stolz darauf sein, dass Kärnten zweisprachig ist. Alte Gräben müssten endlich überwunden werden. Doch es hört leider nicht auf.“
Titelbild: Screenshot aus https://on.orf.at/video/14286250/15925755/sak-atus-ferlach
