Obwohl die Pandemie vorbei war, bekam die Admiral Sportwetten GmbH 2024 noch 4,6 Millionen Euro COVID-Wirtschaftshilfen für das Jahr 2021. Erst 2023 zahlte Admiral 35 Millionen Euro Dividende an Novomatic, wie ZackZack herausfand.
Sportwetten sind ein sicheres Geschäft. Online florierten sie auch während der COVID-Pandemie und sorgten im Novomatic-Konzern für Millionengewinne. Eine zweifelhafte Wirtschaftshilfe im Jahr 2024 aus Steuergeld an Admiral Sportwetten GmbH in Höhe von 4,6 Millionen Euro wirft Fragen nach der Rechtmäßigkeit der Förderung und der Förderstrategie des Bundes auf, insbesondere, weil Admiral Sportwetten auch während der Pandemie rentabel war. ZackZack fand eine Dividendenzahlung an Admiral-Eigentümerin Novomatic in Höhe von 35 Millionen Euro.
So lief alles bestens: Millionen der Republik gingen an Admiral, Millionen von Admiral gingen an Novomatic.
Verlustersatz trotz stabiler Zahlen
Am 1. März 2024 erhielt Admiral Sportwetten GmbH von der fünf Monate später aufgelösten COFAG noch finanziellen Beistand in Höhe von 4,6 Millionen Euro. Die EU-Beihilfendatenbank weist als Grund für die Unterstützung eine „beträchtliche Störung im Wirtschaftsleben eines Mitgliedsstaates“ aus. Ein Blick ins Firmenbuch zeigt, dass das Unternehmen während der Krisenjahre stets Gewinne schrieb.
Auf Nachfrage bei Admiral erfuhr ZackZack, dass die Hilfe als Verlustersatz beantragt wurde. Die „Fördermittel wurden verzögert für den Zeitraum von Dezember 2020 bis Mai 2021 für die damals knapp siebenmonatige durchgängige Schließung der mehr als 200 ADMIRAL Filialen in Österreich erhalten”, so Admiral.
Wettcafés und Sportbars waren damals wegen des Lockdowns bis Mai geschlossen. Aber musste Admiral Sportwetten im entsprechenden Zeitraum wirklich die für einen Verlustersatz notwendigen Umsatzeinbußen von 30 Prozent gegenüber 2019 hinnehmen? Daran bestehen Zweifel. Im Jahresabschluss 2020 heißt es: „Trotz der Filialschließung von gesamt 4,5 Monaten in 2020 konnte aufgrund des Wachstums des Onlinesegments der Wetterlös relativ konstant gehalten werden, es kam nur zu einer Reduktion von 14 %.“
2021 war das Onlinesegment von Admiral Sportwetten bereits etabliert. Im Jahresvergleich waren die Umsatzerlöse genauso hoch wie der aus dem Jahr 2020 – sie lagen bei 122 Millionen Euro. Wie konnte das Unternehmen unter diesen Voraussetzungen glaubhaft ein Umsatzminus von 30 Prozent verzeichnen?
Im Jahresabschluss 2021 heißt es: „Die Bilanzsumme ist gegenüber dem 31. Dezember 2020 um € 12.734.000 auf € 76.711.319,52 gestiegen. Wesentliche Ursache ist ein Anstieg der Forderungen um € 10.202.000 Der Anstieg ist auf den positiven Verlauf des operativen Geschäfts – vor allem im Vertriebssegment Online – zurückzuführen, € 4 357 761,12 der Forderungen resultieren aus Förderungen im Zusammenhang mit COVID-19 Hilfspaketen inkl. Kurzarbeit.“ Admiral sagt dazu gegenüber ZackZack: „Sämtliche Voraussetzungen für den Verlustersatz lagen selbstverständlich vor. Der Umsatzrückgang im Betrachtungszeitraum konnte auch vom Online-Geschäft nicht „kompensiert“ werden.“

Im Jahr 2020 erzielte Admiral Sportwetten GmbH einen Gewinn von 11 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss im Jahr 2021 betrug 7,8 Millionen Euro, 2022 lag er bei 7,1 Millionen.
35 Millionen Dividende
Insgesamt dürfte es dem Wettanbieter auch während der Corona-Krise gut gegangen sein. Neben einigen COVID-Wirtschaftshilfen kassierte man auch über die Kurzarbeit Millionen an Steuergeld. Das hinderte Admiral jedoch nicht daran, im Jahr 2023 35 Millionen Euro Dividende an den Mutterkonzern Novomatic auszuschütten. Ein Großteil davon landete beim Novomatic-Milliardär Johann Graf, dessen Vermögen auf 6 Milliarden Euro geschätzt wird.
Der Fall ist ein typisches Beispiel für die Überförderung durch die COFAG, die zu scharfer Kritik des Rechnungshofes und der Nationalbank geführt hat. Letztere schrieb in einem Bericht bereits 2022, dass die COVID-Unterstützungsleistungen des Staates „zu hoch und wohl nicht zielgerichtet“ waren. In vielen Fällen wurden die Gewinne von Unternehmen durch COVID-Hilfen erhöht: „Außerdem wurden die Gewinne und damit das Eigenkapital in einem unsicheren Umfeld gestärkt. Die Subventionen stärkten nicht nur die Liquidität und Solvenz der geförderten Unternehmen, sondern gingen darüber hinaus“, so die Nationalbank.
Finanzministerium kann Hilfen zurückfordern
Das Finanzministerium wollte auf wiederholte ZackZack-Anfrage aus “datenrechtlichen” Gründen keine Stellung zum konkreten Fall nehmen. Man verwies jedoch auf die Möglichkeit der Rückforderung bei zu Unrecht beantragten COVID-Wirtschaftshilfen und die möglichen strafrechtlichen Folgen: „Sollte ein Unternehmen zu viel erhalten haben, bietet dies den Anlass für eine Rückerstattungsprüfung durch die Finanzverwaltung. Im Zuge dieser Prüfung wird auch der strafrechtliche Gehalt von Sachverhalten mitbedacht.“
Titelbild: HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com, 100-Euro-Noten (pixabay.com) Montage ZackZack
